Einleitung: Elif Shafak (*1971), eine preisgekrönte britisch-türkische Autorin, gehört zu den meistgelesenen Schriftstellerinnen der Türkei. Ihre Werke wurden in über 50 Sprachen übersetzt und zeichnen sich durch ihren magischen Realismus und ihre kunstvolle Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart aus.
Inhalt: Die Geschichte beginnt zwischen 650 und 640 v. Chr. zur Zeit des assyrischen Königs Assurbanipal, eines belesenen Herrschers mit einer außergewöhnlichen Bibliothek, die über 25.000 Tontafeln umfasste. Diese Sammlung gilt als die größte literarische Sammlung des Alten Orients, obwohl sie Jahrtausende unter der Erde verborgen lag. Assurbanipal führte sein Reich als Intellektueller, jedoch auch mit brutaler Härte und Rücksichtslosigkeit, oft aus der Bibliothek heraus.
Shafak beschreibt eine faszinierende Szene: Am Rand einer Gewitterwolke hängt ein Regentropfen, bereit, sich auf die Erde niederzulassen. Zufällig fällt er auf den Kopf des Königs, der sich zu diesem Zeitpunkt auf seiner Terrasse aufhält. Jahrhunderte später, im Jahr 1840, verwandelt sich derselbe Tropfen in eine Schneeflocke an der Themse in London. Diese fantasievolle Zeitreise symbolisiert das Kernthema der Geschichte und wirft die Frage auf: Hat Wasser ein Gedächtnis?
Shafak verwebt meisterhaft verschiedene Erzählstränge, die über Jahrhunderte miteinander verbunden sind, und jeder dieser Stränge ist von einem entscheidenden Ereignis geprägt – sei es Mord, Verrat oder religiöse Verfolgung. Die Schilderung dieser Ereignisse zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte, was die Lesenden immer wieder in die Handlung hineinzieht.
Zitate: “Die Vergangenheit ist nie tot, sie ist nicht einmal vergangen.” - “Die Tropfen, die fallen, sie tragen die Geschichten der Zeit mit sich.” - “Was, wenn das Wasser tatsächlich ein Gedächtnis hat und uns alle verbindet?”
Persönliche Meinung: Die spannenden Informationen über König Assurbanipal haben mir geholfen, mich in eine Zeit zu versetzen, in der ich lieber nicht gelebt hätte. Elif Shafak erzählt die historische Geschichte auf märchenhafte Weise, indem sie unter anderem die Gedanken des Regentropfens auf dem Kopf des Königs schildert. Dabei verknüpft sie Vergangenheit und Gegenwart in einer bildhaften und poetischen Sprache. Leider lässt die Spannung nach einigen hundert Seiten nach, wie es oft bei langen Büchern der Fall ist.
Fazit / Empfehlung: Wer historische Geschichten liebt, die bis in die heutige Zeit reichen, und die in einer kraftvollen, ausdrucksstarken und märchenhaften Sprache geschrieben sind, wird dieses Buch genießen.