Der erste Fall für Milla Nova - und somit der Start in eine rasante Reihe.
Verstörend der Einstieg - zunächst der Prolog - Personen ohne Namen, Ort und Hintergrund, dann eine Hinrichtung… und das in der Schweiz im ersten Drittel (!) des 20. Jhds.! Kann das sein?! Brand schreibt vielschichtig - und dass es keine (reine) Fiktion ist, wird im Laufe des Krimis klar - man bekommt also gleich noch etwas (unrühmliche…) Schweizergeschichte mit, wobei die prinzipiellen Fakten stimmen und nicht die Geschichte 1:1.
Der Krimi switcht auf verschiedenen Ebenen hin und her - da ist Milla’s Zusammenstoss mit den Nazis und deren Hetze und der Bericht über das erste Seniorengefängnis. Dabei kommt sie in Kontakt mit einem vierfachen Mörder. Diese Taten werden einzeln eingeflochten - man weiss wie - doch nicht wer. Denn Mannhart wurde ‘nur’ per DNA überführt, etliche Jahre nach den Taten - selber kann er sich nicht daran erinnern.
Milla ist hin und hergerissen - steht sie einem (inzwischen senilen) Mörder gegenüber oder doch eher einem Justizirrtum - sie will dem unbedingt auf die Spur kommen und lanciert eine Doku über Valentin Manhart - und kommt damit in Lebensgefahr - doch warum?! und wer steckt dahinter?!
Lesend ist man auch mit dem Täter unterwegs, der aber mehr Phantom als konturiert ist - auch die Motive sind nicht klar. Obwohl Milla mehr als aufgescheucht wird, bleibt sie hartnäckig dran - mit den gefunden Fakten wird allerdings alles nur noch verworrener - und tödlicher!
Ein spannend gemachter Krimi - einzig das Motiv des Täters hinkt ziemlich - für mich ebenso wenig nachvollziehbar wie für Milla - und Bandini’s Antwort, dass bei ‘Familienehre’ das Denken anders tickt, macht das ganze auch nicht besser… Und der finale Sch(l)uss kommt ziemlich rasant und irgendwie kopflos - hat das ganze einen spannenden Vorlauf, löst sich alles recht schnell in Fakten auf. Das hinterlässt am Ende einen faden Geschmack.
(Nachdem ich schon drei Brand-Krimis dieser Reihe gelesen habe, kenne ich die Muster, die sie verwendet, so dass manch Spannendes nicht mehr ganz so spannend ist, weil ich das Stilmittel kenne)