Hart, ehrlich und immer wieder überraschend warmherzig und humorvoll ist auch Behzad Karim Khanis zweiter Roman geworden.
Der autofiktionale Ich-Erzähler ist im Alter von zehn Jahren mit den Eltern vom Iran nach Deutschland gekommen und dort in Bochum aufgewachsen. Nun, längst erwachsen, schreibt er für ein unbekanntes Kind, das noch Hoffnungen und Träume hegt und für das er einen grossen Wunsch hat. Damit dieser Wunsch Wirklichkeit wird, erzählt er von seiner eigenen Kindheit, denn vielleicht bewirkt seine Erzählung eine Veränderung der Gesellschaft, vielleicht ändern wir uns dadurch und sein Wunsch wird wahr.
Ich habe mich schon von den ersten drei Seiten verzaubern lassen. Von der poetischen Sprache, von den Gegensätzen, die darin stecken, von den Bildern, die er nutzt. Seine Erinnerungen reiht er chronologisch hintereinander, wie Perlen auf eine Kette. Brutale Erinnerungen fädeln sich neben zärtlichen auf. Er schreibt im Präsens und wahrt trotzdem Distanz, schreibt sachlich, verurteilt nicht und macht seine Gefühle, seine Meinung doch mehr als deutlich. Er schaut genau hin, auf sich selbst und auf seine Umwelt, er hält der Mehrheitsgesellschaft einmal mehr den Spiegel vor und spart sich selbst nicht aus.
Beeindruckend, an Relevanz kaum zu übertreffen und auf eine Weise geschrieben, von der ich nicht genug bekommen kann.