Teenager Amala Cavalcante steht schon vor der Haustüre ihres Elternhauses, den Schlüssel hat sie bereits in das Türschloss gesteckt, als der Entführer sie schnappt.
Diese Tat erinnert an die Entführungen zahlreicher junger Mädchen 30 Jahre zuvor.
Der Serientäter, der “Perser” genannt wurde, wurde Dank der Polizistin Itala Caruso gefasst und dingfest gemacht. Hat ein Nachahmungstäter Amala entführt? Ihre Tante, Anwältin Francesca Cavalcante, versucht Verbindungen zwischen den alten Fällen und der Entführung von Amalia zu ziehen.
Auf zwei Zeitebenen, säuberlich getrennt in eigenen Kapiteln und klar deklariert, wird dieser Thriller erzählt. Ein Thriller, der abscheuliche Verbrechen enthält. Sehr junge, 14 bis 17- jährige Mädchen werden entführt und gefangen gehalten. Diese Entführungen ereignen sich in der Gegenwart sowie dreissig Jahre zuvor! In der Vergangenheit nur mit Distanz und Blick der Polizistin Itala Caruso. Sie hat so einiges auf dem Kerbholz und war massgeblich beteiligt, dass der Serientäter, der “der Perser” genannt wird, überführt wurde. Itala ist zudem alleinerziehend und fürchtet, dass ihr kleiner Sohn Cesare seinem Vater nachschlägt. Im Dauerclinch mit ihrer Schwiegermutter, die den kleinen Cesare beaufsichtigt, fährt Itala öfters einmal die Krallen aus. Ehrlich gesagt, war mir die Ispettrice Caruso, wie sie gerne genannt wird, nicht sonderlich sympathisch. War sie doch massgeblich beteiligt daran, dass einem Unschuldigen belastende Beweise untergejubelt werden.
30 Jahre und mehr danach ereignet sich ein erneuter Entführungsfall. In Citta del Fume wird Amala Cavalvante vor der Haustüre ihres Elternhauses entführt. Der Täter hält sie gefangen und anders als in der Vergangenheit erfährt man als Leser nun, was das Opfer alles durchmachen muss. Diese Kapitel sind Thriller und Gänsehaut pur. Nicht nur, dass die Verzweiflung des Opfers richtig durchsickert, es gibt auch einige Gänsehaut-Szenen, die wohl niemanden kaltlassen.
Wie immer möchte ich auch den Schreibstil und den Plot bewerten. Die Idee hinter der Geschichte finde ich sehr gut und durchdacht. Die scheinbar gelösten Verbrechen der Vergangenheit, die sich indessen in der Gegenwart als Cold Cases entpuppen, lassen eine hervorragende Verbindung der beiden Zeitebenen zu. Sehr viel italienisches Flair, da die Story in der Lombardei handelt, wurde eingewoben. Leicht negativ aufgefallen ist mir der teilweise überbordende und detailverliebte Schreibstil. Manchmal hätte sich der Autor kürzer fassen können in Beschreibungen der örtlichen Details und in der Anzahl Figuren. Dies ist zeitweise doch sehr anspruchsvoll und hat mich den Blick auf die zentralen Bestandteile manchmal verlieren lassen.