Lilly, die jüngste der drei Kinder in einem kleinen Heimetli oben am Napf über dem Änziloch, wo die Änzilochjungfrau ihr Unwesen treibe, lebt in einer Welt des Schweigens und der Ohnmacht, der Entbehrungen und der Armut. Mit niemandem kann sie reden, auch ihr Vater schweigt, die Mutter schlägt, vergeblich sucht sie so etwas wie Liebe. Sie sieht Dinge, die nicht sein sollten, wird verängstigt, nicht nur durch den Pfarrer, tut sich schwer mit vielem. Immerhin hat sie Ueli, Vreneli und Viertelabnüni aus der gleichen Klasse, mit denen sie reden kann. Ihr Herz sei schwarz sagt ihre Mutter, darum müsse sie beten, und schliesslich beichten, doch alles ängstigt Lilly nur noch mehr. Wenn ihr Vater endlich reden würde! Vergeblich sucht sie Gerechtigkeit, Verständnis oder Mitgefühl. Alle wissen alles, niemand redet darüber, alle stecken in ihren eigenen Sorgen und Grenzen fest.
Anschaulich, dramatisch und mit schnörkelfreier Sprache wird das verstockte und beklemmende Leben verarmter Bauern am Napf geschildert, die Hilflosigkeit, Sprachlosigkeit, das Gefangen Sein in den erdrückenden alltäglichen Sorgen und Nöten. So klar und deutlich schreibt Alice Schmid, man sieht die Häuser, Tannen, Abgründe und Menschen filmreif vor sich. Ein erschütternd offenes Buch, fiktional, wahrheitsgetreu.