Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber Arnaldur Indridasons historischer Roman «Der König und der Uhrmacher» hat mich in erster Linie gelangweilt.
Indridason schreibt in der dritten Person aus der Perspektive des isländischen Uhrmachers Jón Sívertsen, der sich Ende des 18. Jahrhunderts nach einem Besuch im dänischen Königspalast dazu berufen fühlt, eine zweihundert Jahre alte astronomische Uhr des Schweizer Uhrmachermeisters Isaak Habrecht zu reparieren. Dabei trifft er auf den dänischen König, Christian VII., dem er von seiner Heimat zu erzählen beginnt und vom Tod seines Vaters. Indridason wechselt mit beinah jedem seiner vergleichsweise kurzen Kapitel zwischen Kopenhagen Ende des 18. Jahrhunderts und Island, etwa 30-50 Jahre zuvor.
Habrecht hat es tatsächlich gegeben und wie Indridason die Verhältnisse am dänischen Hof beschreibt, scheint auch alles den damaligen Gegebenheiten zu entsprechen. Jedoch fehlt der Handlung in Kopenhagen meiner Meinung nach die Lebendigkeit. Wir halten uns überwiegend mit Jón und dem König in einem Lagerraum auf, erfahren somit wenig über die Lebensbedingungen der damaligen Zeit. Von Jón erfahren wir leider nur das Nötigste. Die Ereignisse laufen zumeist nach dem gleichen Muster ab: Jón erzählt etwas, der König hört zu, manchmal regt er sich auf, es kommt eine dritte Person und erkundigt sich bei Jón, was er im Palast zu suchen habe und worüber er sich mit dem König unterhalte, nur um den Uhrmacher zu ermahnen, er möge den König nicht mit seinen Geschichten aufregen, bis der König zum nächsten Besuch vorbeikommt und das Ganze von vorne losgeht. Die Handlung in Island ist lebendiger, wir erfahren mehr von Landschaft, Menschen, Bräuchen und der politischen Situation, jedoch schleichen sich auch dort unnötige Wiederholungen ein und da wir von Beginn an wissen, wie die Ereignisse in Island enden werden, kommt auch nicht unbedingt Spannung auf.
Jón macht sich zwischenzeitlich Gedanken über die Aufgaben eines Erzählers. Gedanken, die sich bestimmt auch Indridason gemacht hat, weswegen ich mich gefragt habe, ob er die Handlung bewusst so eintönig und reduziert gehalten hat (so nach dem Motto: so wie die Zeiger einer Uhr sich immer wieder im Kreise drehen, wiederholen sich auch das tägliche Los der Menschheit und die Dramen ihrer Existenz, wenn auch mit individuellen Abweichungen). Wahrscheinlich gibt es positivere Deutungsweisen, aber ich mag mich gerade nicht weiter mit dem Buch beschäftigen und hoffe, dass andere Leser*innen mehr Freude an dem Roman haben.