Orietta ist eine von vier Kindern einer Galsbläserfamilie in Murano Ende des 19. Jahrhunderts. Die Zwanzigjährige träumt davon, eines Tages den Familienbetrieb zu übernehmen und die Kunstwerke über Venedig hinaus bekannt zu machen. Sie entspricht im Gegensatz zu ihrer jüngeren Schwester nicht dem gängigen Schönheitsideal und ist daher etwas das Sorgenkind der Familie. Allerdings interessiert sie auch viel mehr, ihr Wissen zu erweitern und sich mit literarischen, philosophischen und politischen Themen zu beschäftigen. Ihr grosses Idol ist die Salondame Sibilla Veridiani. Sie riskiert alles, um mit ihr in Kontakt zu kommen.
Ihr Bruder bringt den Familienbetrieb in Gefahr und die ganze Familie ist gefordert, den Betrieb zu retten. Während sich Orietta Hals über Kopf in einen Fremden verliebt, zeigt Sibilla ihr wahres Gesicht. Gelingt es Orietta, die Glasbläserei zu retten?
Jessica Amankona schreibt in flüssigem, unterhaltsamen Stil und nimmt einen mit in das vergangene Venedig und die gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Man wird mitgenommen in die Überzeugungen und Zweifel von Orietta.
Passend zu Venedig spielen Masken und Maskeraden immer wieder eine wichtige Rolle. Der grosse Unbekannte, welcher Oriettas Herz im Nu erobert, lüftet seine Maske erstaunlich rasch und offenbart ihr ihr makelloses Aussehen und Charakter. Er bleibt bis am Schluss etwas kantenlos, bringt jedoch Sicherheit und Ruhe in Oriettas stürmisches, junges Leben und sorgt für den “Zuckerguss” dieses Buches.
Sibilla ist die perfekte Schauspielerin, die im letzten Teil ihre Masken fallen lässt und ihre hässliche Fratze zeigt.
Wie es sich für so einen Familienepos gehört, endet das Buch mit einem Happyend und einem Hoffnungsschimmer am Horizont für Orietta und ihre Familie.
DIe passende, leichte und auch etwas dramatische Sommerlektüre für eine imaginäre Reise nach Venedig oder als unterhaltsamer Begleitung bei einem Besuch dieser Stadt, welche bereits 1893 ein Tourismusmagnet war.