Von wegen Weltsensation - ich wüsste nicht warum! Ich habe mehr erwartet, dachte, damit rechne die Autorin mit dem Literaturzirkus ab. Das “Hinter-die-Kulissen-Blicken” oder die Abrechnung mit dem Literaturzirkus blieb aber aus. Und vor allem deswegen kaufte ich das Buch, wurde aber enttäuscht. Viel Luft um nichts!
Ich verstehe also die Hype nicht; Insiderinfos Fehlanzeige! Stattdessen geisterte auf jeder Seite der 300 Seiten die tote Athena herum, so dass ich am Ende fast schon selbst glaubte, alles sei ein abgekartetes Spiel - vor allem, weil deren Mutter wie nebensächlich erwähnte, dass Athena so was nie geschrieben hätte. Und dann der Hass überall, im Netz und ausserhalb. Aber nur von chinesischer Seite!? Auch komisch. Weisse, wie die Hauptperson und deren Familie, kamen kaum vor. Würde ich als Weisse (Ich-Erzählerin) nur über die diverse Community (z.B. Chinesen etc.) schreiben, wenn ich keinen Bezug dazu hätte? Bestimmt nicht! Die Autorin ist so auf ihre Ethnie fixiert, dass sie sogar das studiert hat, obwohl sie in den USA aufwuchs und Amerikanerin ist. Wenn schon “exotisch” angehaucht, wäre ein Glossar hilfreich gewesen.
“Yellowface” als Titel? Wofür steht das? Ist das die abwertende Bezeichnung für einen Asiaten in den USA, eine Anspielung auf die “Yellow Press” (Regenbogenpresse mit Klatsch und Tratsch) oder auf das Adjektiv “yellow”, also gelb, das im Englischen für “feige” steht? Ok, viele der Protagonisten waren Asiaten. Vielleicht deswegen.
Rassismus und Diversity waren die eigentlichen Themen, der Ehrgeiz, ein Buch zu veröffentlichen, ging fast unter. In der Mitte des Romans erfuhren die Leser dann (überrascht), dass die Ich-Erzählerin, also die Hauptfigur June, eine Weiss war! Ups, da stimmt doch was nicht? Seit wann ist das legitim, dass eine Ich-Erzählerin - und erst, wenn diese abgebildet ist auf dem Klappentext und einen asiatischen Namen hat! - so mir nichts, dir nichts einen Kultur-/Ethienwechsel vornehmen darf, und dazu noch öffentlich? Bei diesem Musik-Festival in Bern, wo die Musiker auf Schwarze/Jamaikaner machten mit ihrem Outfit (Dreadlock etc.), wurde viel über Rassenaneignung diskutiert, dagegen protestiert, dass die dann das Ganze abblasen mussten. So tun, als sei man (als Weisser) ein Teil einer anderen Ethie gehe nicht, hiess es als Argument. Und was macht diese Rebecca Kuang? Sie schlüpft mit ihrem durch und durch von Asien und China durchwirkten Roman in die Rolle einer Weissen! Was soll das? Begleitet durch Insiderwissen über China, Korea etc. und Rassismus. Nicht besonders plausibel für eine Weisse (Ich-Erzählerin), die bis dahin nur durch Athena mit der östlichen Kultur vertraut wurde. Unlogisch. Deren Lektoren bei HarperCollins haben ihre Arbeit nicht gemacht. Ein Armutszeugnis.
Die Story: Zwei Studentinnen, die beide Creative Writing in Yale studieren, werden zu Freundinnen und Konkurrentinnen. Während die Asiatin sofort durchstartet, scheitert die Ich-Erzählerin (eine Weisse, wie sich später herausstellt) am Erfolg. Bei einem freundschaftlichen Treff verschluckt sich die Asiatin und stirbt. Die Ich-Erzählerin findet im Apartment der Toten ein Manuskript, mit dem sie dann durchstartet, all die Höhen und Tiefen einer modernen Bestseller-Autorin kennenlernt und fast wahnsinnig wird. Ihr schlechtes Gewissen schwingt immer mit. Warum schlechtes Gewissen? Die KI inspiriert doch den Schreiber und dieser sollte ein schlechtes Gewissen haben? Eher nicht. Und die omnipräsente KI wurde mit keinem Wort erwähnt. Absicht? Das wäre das i-Tü¨pfelchen gewesen - bei Schreibblockaden! Alle Protagonisten waren eindimensional. Müsste ich jemandem diese beschreiben, ich wüsste nicht wie.
Fazit: Egal was drinsteht - der Verlag & das Lektorat bestimmen, was ein Bestseller wird. Qualität und Handlung egal. Hauptsache, das "Paket* stimmt (Autor:in attraktiv, jung und trendy, sprich nicht Mainstream). Müder Plot über das hartumkämpfte Buchgeschäft, die sozialen Medien und den/die einsame:n Autor:in, die sich alleine durch schlagen muss. Was hat das mit Rassismus, Literatur oder Diversität zu tun? Selbst die Sprache - ich habe das Buch auf Englisch gelesen - ist nicht besonders (literarisch). Wäre es das, ich als deutscher Muttersprachler wäre nicht so schnell vorangekommen. Am Ende entpuppte sich alles als eine Art Film noir, ein Psychothriller. Nicht meins!! Enttäuschend.