Dora Diamant war für Franz Kafka tatsächlich ein Diamant - ihre Liebe zu ihm vorbehaltlos - bis zur Aufopferung - in ihr fand er einen Menschen, der ihn nahm, wie er war, dem er sich öffnen konnte.
Kumpfmüller erzählt die Geschichte dieser besonderen Liebe - mitunter fast fiebrig und atemlos - denn viel Zeit bleibt den beiden nicht… konnten sie sich zunächst noch der Illusion hingeben, dass auch Wunder möglich wären, müssen sie immer mehr damit klar werden, dass alles auch ganz anders kommen kann. Berührend, wie Kafka Dora immer wieder auch frei gibt und loslässt, nicht will, dass sie sich wegen und für ihm ganz aus dem gewohnten Leben zurück zieht. - JedeR scheint ein Echo des Andern zu sein - und mit Dora könnte sich Franz nicht nur eine (gemeinsame) Zukunft vorstellen, sondern auch die Gründung einer Familie.
Zufällig begegnete Dora ihm in Müritz, hält zunächst seine Schwester für seine Ehefrau… und verliert dann ihr ganzes Herz und Leben an ihn - nur ein Jahr ist den beiden vergönnt - mit viel Auf und Ab - und letztendlich nur noch ‘ab’. Die Zeiten sind schwierig, das Geld knapp - sie müssen mehr als einmal umziehen, weil sie sich die Wohnung nicht leisten können - Franz hat einen ‘Schreibstau’, will zwar und kann doch nichts zu Papier bringen, dann gelingt ihm wieder das eine oder andere - manches lässt er verbrennen.
Es ist eine schöne Geschichte - feinfühlig und behutsam geschrieben und gibt damit Einblick in Kafka und sein Wesen. Ich hatte mich für den Roman entschieden, weil ich mir davon einen besseren Zugang zu seinen Erzählungen erhoffte. Den einen oder andern Hinweis hat es mir gegeben - auch wenn der Ausschnitt von einem Jahr - zudem noch sein letztes - sehr klein ist.
Warum Kafka in dem Buch immer wieder ‘der Doktor’ genannt wird, hat sich mir nicht erschlossen, auch sonst war nicht immer alles klar, vor allem war da eine unerhörte Fülle an Personen und Örtlichkeiten, was etwas sehr Ruheloses und Unstetes an sich hatte. Aber Franz und Dora hatten auch keine Zeit zu verlieren!