Nachdem mich schon Micha Lewinskys Kinderbuch «Holly im Himmel» so begeistert hatte, musste ich sein Romandebüt unbedingt lesen. In «Sobald wir angekommen sind» nimmt er uns als allwissender Erzähler mit in das Leben des chaotischen Prokrastinierers und Neurotikers Ben Oppenheims, ehemaliges literarisches Wunderkind, nun Ende 40 noch immer auf seinen zweiten Erfolg wartend, nach Bestätigung dürstend, getrennt aber nicht geschieden in Zürich lebend und voller Ängste.
Lewinsky hat mich so oft zum Lachen gebracht, teils nur mit einzelnen Sätzen, aber auch mit slapstickhaften Szenen. Er spielt mit Klischees und Vorurteilen zum Jüdischsein, Vatersein, Schweizersein, übertreibt es aber gegen Ende meiner Meinung nach. Auch kam mir Bens Penis etwas zu oft vor. Zwischenzeitlich musste ich dann wieder an Paul Watzlawicks «Die Geschichte mit dem Hammer» denken, was mich zum Lachen brachte.
«Sobald wir angekommen sind» las ich vor allem als Zeitgeistroman. Hier setzt sich ein Egozentriker mit sich selbst und seiner Umwelt auseinander, mit unserer Wohlstandsgesellschaft an sich, mit dem Krieg in Osteuropa, mit (un)bezahlbarem Wohnraum und verschiedenen Lebensentwürfen. Lewinskys Roman kann rein zur Unterhaltung gelesen werden, eignet sich aber auch für längere Diskussionen.