Ein kleines, feines? Buch, in dem uns Elke Heidenreich ihre Gedanken und jene von zahlreichen Persönlichkeiten zu den Themen “Altern”, “Alter”, “Alte” präsentiert.
Wer die Autorin beispielsweise aus der TV-Sendung Literaturclub kennt, kann sie unschwer in diesem Bericht identifizieren. Sie berichtet aus ihrer eigenen Sicht, jene einer seit jeher kämpferischen, sich nicht in ein Schema pressen lassenden Frau, authentisch, ehrlich scheint mir, immer wieder auch ergänzt oder unterbrochen durch Ansichten von Menschen, die sie persönlich kennt oder von anderen allgemein bekannten Persönlichkeiten. Gerade die Gedichte oder die Zitate lockern Sprache und Buch sehr angenehm auf.
Es gibt bestimmt einiges mitzunehmen in sein eigenes Alter, besonders aber in das Alter, welches gängig als das Alter bezeichnet wird. Nicht allen Gedanken kann ich mich anschliessen, sind es doch die Schilderungen einer vom Leben meistens privilegierten und gebildeten Frau in einer privilegierten Gesellschaft, darüber hinaus gesegnet mit einem starken Selbstverständnis. Sie hatte keine einfache Kindheit, es gab auch später schwierigere Zeiten und sie musste aus dem, was ihr geschenkt war zweifellos selber viel erarbeiten. Nichtsdestotrotz sehe ich sie als privilegierten Menschen an, was sich meiner Meinung nach in diesem Buch klar spiegelt.
Ein lesenswertes Buch, das ich gerne wieder zur Hand nehme.
Also, alles in allem komme ich ganz gut klar mit diesem vermaledeiten Älterwerden, weil es ja auch bedeutet, dass ich immer noch am Leben bin, und das ist für eine, die mit dreiundzwanzig (vor einer schweren Lungenoperation) vorsichtshalber schon mal ihr Testament machen musste ….., schon allerhand.
Norberto Bobbio schreibt in seinem sanften Buch “Vom Alter - De senectute”: “Das Alter spiegelt deine Ansicht vom Leben wider, und noch im Alter wird deine Einstellung zum Leben davon geprägt, ob du das Leben wie einen steilen Berg begriffen hast, der bestiegen werden muss, oder wie einen breiten Strom, in den du eintauchst, um langsam zur Mündung zu schwimmen, oder wie einen undurchdringlichen Wald, in dem du herumirrst, ohne je genau zu wissen, welchen Weg du einschlagen musst, um wieder ins Freie zu kommen.”
Ich sehe um mich herum Frauen, die sehr anders altern als ich, und manchmal, wenn nach Lesungen eine Frau beim Signieren zu mir sagt: “Wir sind derselbe Jahrgang”, und ich sehe hoch, und da steht ein zerknittertes Mütterchen in beigen Omaklamotten, dann denke ich: Nee, jetzt, oder? Das bin ich nicht.