Eine emotionale Familiengeschichte voller Rätsel und Wendungen bietet Charmaine Wilkersons grandioser Debütroman, «Black Cake».
Als ihre Mutter stirbt, treffen sich die Geschwister Benny und Byron nach jahrelanger Funkstille erstmals wieder. Im Nachlass ihrer Mutter findet sich nicht nur ein karibischer Black Cake, sondern auch eine Tonbandaufnahme und auf dieser die wahre Lebensgeschichte ihrer Mutter, die fast alle Gewissheiten der Geschwister über ihre Identität davonreisst.
Mehr will ich über den Inhalt gar nicht verraten. Charmaine Wilkersons Erzählung hat mich von der ersten Seite an gepackt. Atemlos bin ich Eleanor Bennett durch ihre Aufnahme gefolgt, wobei Wilkerson als allwissende Erzählerin ganz geschickt zwischen den Perspektiven und in den Zeiten hin- und herspringt. Derart verschachtelt hält sie kontinuierlich bis zum Schluss die Spannung aufrecht. Manche Enthüllung lässt sich vorab erahnen, aber das wirkt sich nicht auf die Spannung aus. Derweil lieben, leiden und fiebern wir mit den Figuren, deren Geschichte uns von einer Jamaika-ähnlichen Karibikinsel von Beginn des 20. Jahrhunderts nach Grossbritannien ab Mitte der 60er- bis in die 70er-Jahre und weiter in die USA bis in die Gegenwart führt, wobei auch die jeweilige Zeitgeschichte das Leben der Figuren beeinflusst. Alles zusammen genommen ergibt eine ungemein reichhaltige Lektüre, die mich berührt hat, durch die ich neue Einblicke gewann und ich hoffe sehr, dass Charmaine Wilkerson noch so manchen Roman schreiben wird.
Was mir an der von Britt Somann-Jung souverän erstellten deutschen Übersetzung besonders gefiel, war auch ihr Umgang mit dem Patois, dem jamaikanischem Kreolisch, dessen wenige Sätze sie einfach stehen lässt, um uns ein Gespür dafür zu geben und vermutlich auch, weil bei einer Übertragung zu viel verloren gegangen wäre.