Eine Reise mit dem Transsibirien-Express von Peking nach Moskau am Ende des 19. Jahrhunderts. Das ist kurz und knapp gesagt die Ausgangslage dieses fantastischen Debutromans.
Dieser ist in sieben Teile gegliedert, die alle mit einem Auszug aus dem titelgebenden Handbuch beginnen und jeweils eine Ahnung vermitteln, welche Gefahren die Durchquerung dieser besonderen Landschaft birgt, die geheimnisvollen Veränderungen unterworfen scheint.
Im Verlaufe der Reise lernen wir einzelne Reisende und Mitglieder der Mannschaft näher kennen. Alle haben sie unterschiedliche Ziele und fast alle tragen auf irgendeine Weise ein Geheimnis mit sich. Auch über die Veränderungen und andere Erscheinungen im sogenannten Ödland erfahren wir langsam immer ein bisschen mehr, Neugier und Fantasie werden kräftig angeregt, die Gedanken kreisen unentwegt.
Der Roman lässt sich keinem Genre direkt zuweisen. Er ist zu einem kleinen Teil historischer Roman, der Rest ist Fantasy, Abenteuer, Krimi, Horror, Mystery, eine Art Dystopie in der Vergangenheit, aber auf jeden Fall vielschichtig und mitreissend.
Die Sprache und die Sprachbilder sind opulent und ausdrucksstark, sie passen erstaunlich gut in die beschriebene Zeit und die Figurenzeichnung ist wunderbar lebendig.
Bemerkenswert ist auch die Vielfalt an Aspekten und die möglichen Deutungen, die sich anbieten. Was sich vielleicht am ehesten abzeichnet, ist ein gesellschaftskritischer, fast philosophischer Blick auf das widersprüchliche Verhältnis des Menschen zur Natur.
Insgesamt eine fantastische Geschichte mit einem hohen Unterhaltungswert und zugleich vielen Anspielungen auf die Klimaveränderung und mögliche Auswirkungen, unheimlich spannend verpackt und ohne jeglichen Mahnfinger.
Am Ende löst sich die hohe Spannung etwas zu schnell und mit ein wenig zu viel Wohlgefälligkeit auf. Aber der Roman ist trotzdem unbedingt empfehlenswert und für mich aufgerundete fünf Bücherherzen wert!