Wie bewerte ich ein Buch, dass ich zwischen genial (Sprache) und langweilig (Story) und sogar irritierend (die Beziehung der beiden Hauptpersonen) einordnen würde? In jedem Fall weit weg von einer moralisierenden Sichtweise auf H. und K. Diese Beziehung ist eher eine untypische und irritierende Spielform (natürlich bewusst so angelegt), obgleich eine fatale und wohl weitgehend entfernte von der Realität im zeitgeschichtlichen Kontext des Romans, der Handlungen.
Warum lese ich weiter und weiter und letztlich bis zum Schluss, obwohl mir spätestens nach dem erste Viertel die Lust am Lesen nahezu vergangen war?
Vielleicht sind es drei Gründe, sehr individuelle?
1. Ich möchte gern hinter das “Geheimnis” kommen, warum die Buch einen Preis in England erhalten hat.
2. Leider habe ich derzeit im Urlaub keine wirklich bessere Lektüre mit, es sei denn, ich wende mich aktueller “politischer Literatur” zu (im Urlaub eher nicht so prickelnd).
3. Zeitachsen, Sichtweisen (politische und zeithistorisch kontextualisierte) sowie Orte (alle !!), die im Roman - oft im Detail - beschrieben werden, kenne ich aus dem eigenen Erleben. Vielleicht setzte das einen Reiz zum Weiterlesen?
Die “Story” - also die Konkretheit und Dynamik der Beziehung zwischen H. und K. oder K. und H. - ist romantypisch eher konstruiert als es zu den nachvollziehbaren bzw. dargelegten Sozialisationen beider passt. Der eingangs gesetzte Spannungsbogen versandet bereits nach dem ersten Viertel der Seiten. Das zweite Viertel verflacht zunehmend und bremste die Leselust nahezu auf Null (langatmig).
Erst nach der Hälfte setzt offensichtlich und nahezu mit Brachialgewalt ein zweiter Spanungsbogen neue Leselust und Energie frei.
Zwar kann ich am Ende immer noch nicht das Geheimnis der Gründe für den Preis erkennen, aber es verfestigt sich der eigene Zwiespalt zwischen “lesenswert” (für Mutige und Literaturexperten) oder grenzwertig (für Neugierige auf den Schluss).
Eine Frage bleibt: Hätte das Buch ebenfalls einen Preis bekommen (oder bekommen müssen / sollen), wenn die Handlung zwar zur gleichen Zeit spielen würde, auch die Beziehung der beiden Hauptpersonen die gleiche Dynamik gehabt hätte, jedoch vielleicht im damaligen “West-Berlin” oder in Köln, Hamburg, München….Hannover, Bielefeld usw. verortet gewesen wäre?