Seit sechzig Jahren sind Evelyn und Joseph ein Paar. Sie haben ihren drei Kindern Jane, Thomas und Violet vorgelebt, dass es sie gibt: die grosse Liebe.
Diese Liebe, die so gross ist, dass Joseph beschliesst, ohne Evelyn nicht weiterzuleben zu wollen. Denn die Tage von Evelyn sind nach einer niederschmetternden Diagnose gezählt.
Den Kindern, deren Partnern und den Enkeln bleibt ein Jahr, um von den beiden Abschied zu nehmen. Ein Abschied, der sehr schmerzhaft ist, die Familie jedoch näher zusammenrücken lässt.
In diesem Buch steckt die Geschichte über die Familie Meyers. In der Gegenwart müssen Jane, Thomas und Violet mit einem einschneidenden Entscheid ihrer betagten Eltern umgehen und versuchen, diesen zu akzeptieren. Einer Entscheidung, die nicht nur die ganze Familie betrifft, sondern auch generell Fragen über das Leben und die Liebe auslöst. Bei Evelyn und Joseph, ihren Kindern und auch ihren Enkeln. Diese Seite der Story, die Passagen in der Gegenwart haben mich gut unterhalten, aber auch Fragen aufgeworfen. Wie würden meine Kinder reagieren, wenn ich entscheiden würde, was Evelyn und Thomas entschieden haben?
Die Reaktionen ihrer Kinder fallen sehr unterschiedlich aus. Jane, die Rebellische, versucht ihre Eltern zur Einsicht zu bekehren. Thomas reagiert mit Liebesentzug und die Jüngste, Violet, mich Schmeicheleien. So verschieden wie jede Persönlichkeit, so verschieden die Reaktion auf die Eröffnung der Eltern. Sehr dicht und ausgesprochen authentisch sind diese von der Autorin in die Geschichte verwoben worden. Die durchgehende überzeugende Charakterisierung jeder der Figuren machen für mich die Stärke dieser Geschichte aus.
In diesem Buch steckt jedoch auch eine Liebesgeschichte, diese beginnt 1940. Joseph ist der beste Freund von Evelyns Bruder Tommy. Die beiden, Evelyn erst 16 Jahre alt, verlieben sich, heiraten und bekommen ihre drei Kinder. Nebenbei unterhalten sie eine Pension, das Leben ist anstrengend und hart. Die Evelyn der Vergangenheit fand ich sehr anstrengend und hat mich oft genervt. Nie ist sie zufrieden und immer geht ihr etwas gegen den Strich. Joseph springt, sobald die Gute mit den Findern schnippt. Er liebt sie bedingungslos, das weiss sie und nutzt das auch aus. Klar bringt Evelyn mit ihrer Art etwas Salz in die Handlung. Mir war sie jedoch oft zu anstrengend und zu launisch.
Obwohl die Zeitebenen, sowie die Perspektiven, regelmässig wechseln, hatte ich nie das Gefühl, dass der Aufbau dadurch wirr ist. Sehr gut gefallen hat mir, wie realitätsnah diese Familiengeschichte von Amy Neff geschrieben wurde. Ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass es Familien gibt, mit demselben oder ähnlichem Hintergrund. Die Themen, allem voran die Krankheit von Evelyn, aber auch Drogensucht, Eifersucht, Geschwisterrivalität und die Terroranschläge am 11. September 2011 machen diese Familiengeschichte abwechslungsreich. Mich hat “ Warte auf mich am Meer” sehr gut unterhalten!