Im beschaulichen Institut für Töchter aus besserem Haus im Appenzellerland herrscht eine strenge Direktorin mit strengen Regeln. Die 14jährige Icherzählerin flieht so oft sie kann in Spaziergängen aus dem strengen Regelkorsett in die liebliche Landschaft. Und dann kommt eine Neue, Frédérique, und sie verliebt sich unsterblich in die unnahbare, kühle, perfekt gehorsame aber doch so leblose Gestalt, beobachtet sie und kommt in all ihren Gedanken nicht von ihr los.
Die Autorin schildert in kunstvollen und tiefsinnigen Worten die Seelenzustände ihrer Protagonistin: Zu- und Abneigungen, Eifersucht, Mitgefühl, Faszination und Neugier auf ihre Mitbewohnerinnen, körperliches Empfinden und Begehren verschmilzt mit der umgebenden Landschaft, Sinnlichkeit und detailgenaues Wahrnehmen prägen die Begegnungen. Sehr eindrücklich wird diese sehr spezielle Welt aus den 60er Jahren geschildert, eine Welt voller Sehnsucht und Enttäuschung, voller Einsamkeit, Niedergeschlagenheit und Ausgeliefertsein. Eine absolut gelungene Novelle, intim, abgründig, ehrlich.