Einleitung: Christian Hardinghaus studierte Geschichte, Medien und Literaturwissenschaften und promovierte im Bereich Propaganda- und Antisemitismusforschung. Neben historischen Romanen veröffentlicht er auch Sachbücher.
Inhalt: Dieser Roman ist in einem zeitgeschichtlichen Kontext verfasst. Die Geschichte beginnt an einem Abend im Februar 1945. Die 16-jährige Lotto ist auf der Flucht aus Breslau und erreicht die völlig zerstörte Wohnsiedlung Gartenstadt Staaken in Berlin. Ihre Mutter hatte ihr die Adresse ihrer Schwester mitgegeben. Lotte hat Glück und findet ein halbwegs intaktes Gebäude, doch ihre Tante sowie die ursprünglichen Bewohner sind zunächst unauffindbar. Hardinghaus versteht es, den Überlebenskampf von flüchtenden Menschen am Beispiel von Lotte und ihrem Umfeld einfühlsam, aufwühlend und nachvollziehbar zu erzählen.
Es folgen die letzten Tage des Dritten Reichs, die Jagd auf den noch existierenden deutschen Widerstand und die Übernahme Berlins durch die russischen und alliierten Armeen, verbunden mit dem Bau der Mauer und dessen Folgen für die Bevölkerung.
Hardinghaus erzählt die fesselnde Geschichte von Lotte Frey. Sie muss miterleben, wie ihr Mann Peter am Tag des Mauerbaus von einem Grenzsoldaten erschossen wird. Der Schütze ist ein ehemaliger verletzter Nazi, den Lotte einst gepflegt hatte und der als glühender Fanatiker zur DDR-Seite wechselte. Diese Verstrickung ist nur schwer vorstellbar. Lotte will Gerechtigkeit und sieht nur einen Weg: Sie schließt sich einer Gruppe professioneller Fluchthelfer an, die an verschiedenen Orten in Berlin Tunnel baut. Der finale Teil ist fesselnd und dramatisch, mehr sei an dieser Stelle nicht verraten.
Zitat: «Auf Lotte Spillmanns Anstoss hin kam es also mir zu, dieses brisante Buch zu schreiben.»
Persönliche Meinung: Die Charaktere sind anschaulich beschrieben. Oma Schmidtchen mit ihrem Gasthaus „Kutschpeitsche“ ließ mich schmunzeln. Interessant ist auch, wie die Tunnel geplant und umgesetzt wurden.
Fazit / Empfehlung: Dieser Roman ist gut recherchiert und bietet einen ausgezeichneten Einblick in die Geschichte zahlreicher Menschen, die unglaublich mutig dabei halfen, anderen die Flucht aus der DDR zu ermöglichen. Eine klare Leseempfehlung meinerseits!