eindringlich - aber unaufdringlich - still und poetisch - immer wieder tiefsinnig und kraftvoll faltet Zeh das neue Leben von Dora auf - Mitten im ersten Corona-Lockdown verzieht es diese nach Bracken im Brandenburgischen und landet zwar im eigenen Häuschen - aber ebenso in einer Baustelle und einem verwilderten Garten - mag sein, dass dieses nur der Spigel ihres Lebens ist - denn auch da gibt es so einiges an Baustellen, Brüchen und Wildnissen - und Dora muss lernen, dass es mehr gibt als schwarz und weiss - und gerade, als es am Schluss mehr als trist wird, entdeckt sie nebst den Unwägbarkeiten auch die Nuancen.
Ein Buch, das ebenso in menschliche Abgründe blickt, wie in Denkmechanismen, die so gerne sortieren und einteilen in Gut und Böse - und genau ‘der Nazi im Dorf’, vorbestraft und auf Bewährung rüttelt als Nachbar Doras gut sortierte Meinung durcheinander - und wenn sie das Gefühl hat, jetzt müsste sie Flanke zeigen, siegt die Menschlichkeit - es gibt eben mehr - Grautöne, Zwischentöne, schrille Töne, leise Töne - und alles macht das Leben aus.
Ein wirklich sehr guter Roman - wenngleich mitunter etwas ‘sehr deutsch’ - aber das habe ich dann gerne in Kauf genommen - ist es doch auch eine der vielen Farbnuancen, die das Leb/s/en bereit hält! 😉