Wenn ich nicht kurz zuvor schon einen anderen Krimi abgebrochen hätte, weiss ich nicht, ob ich «Todesblues» von Valerie Wilson wirklich zu Ende gelesen hätte.
Dabei war mir bis zum Schluss nicht genau klar, wie der Mord ausgeübt worden war. Es gab somit genügend Verdächtige und Motive und entsprechend Gelegenheit zum Rätseln. Trotzdem hat mich der im Rückblick von Ich-Erzählerin und Privatdetektivin Tamara Hayle geschilderte Kriminalfall nicht ganz packen können. Es lag irgendwie zu viel Distanz zwischen den Ereignissen und mir – zudem beschreibt Tamara mehr das Drumherum als ihre eigentliche Ermittlungsarbeit. Jetzt liesse sich sagen, dass dies der Realität entspricht und das wäre dann einer der grossen Verdienste dieses Romans, der die vielschichte Realität Schwarzen Lebens in Newark, New Jersey getreu und über mehrere Jahrzehnte zusammengefasst abbildet. Aufstieg und «Fall» mancher Viertel, Rassismus, Unruhen, Anstieg der Kriminalität, Armut, bewusstes Wegsehen der Politik und im Teufelskreis aus Leid und Kummer.
Das Buch wurde 1997 erstmals auf Englisch veröffentlicht (die Geschichte selbst spielt 1991), 1999 folgte dann die Übersetzung ins Deutsche. Die vorliegende stammt von Gertraude Krueger und der Slang der ausschliesslich Schwarzen Figuren klingt dabei immer wieder durch.
Mich hat der dritte Fall von Tamara Hayle nicht gänzlich überzeugen können. Den gesellschaftskritischen Aspekt die Lektüre fand ich hingegen lohnend.