Fünf Freunde reisen an die Beerdigung einer alten Freundin auf die Westmännerinseln. Auf Heimaey, der Hauptinsel Islands, ist Gugga an einer Krebserkrankung mit nur 30 Jahren verstorben. Die Clique, die sich aus Studienzeiten kennt, reist mit schlechtem Gewissen an. Denn, obwohl sie wussten, wie es um Gugga steht, haben sie ihre Freundin aus Studienzeiten nie im Krankenhaus besucht. Als sie in Guggas Haus einen verstörenden Fund machen, holt sie die Vergangenheit ein. Eine Vergangenheit, die sie jahrelang aus dem Gedächtnis verbannt hatten. Gerichtsmedizinerin Idunn arbeitet die Folgen dieser alten Geschichte auf, denn es gibt Tote. Viele Tote!
Nach “Nacht” und “Schnee” ist dieses Buch ein weiteres Abenteuer, das mit Gerichtsmedizinerin Idunn in Islands unberührter Natur handelt. Dieses Mal spielt sich die Handlung auf einer Insel ab. Sehr atmosphärisch hat die Autorin die Stimmung sehr gut übermittelt.
Das Besondere an diesem Buch ist, dass die Geschichte auf zwei Erzählebenen läuft. Einerseits wird erzählt, wie die fünf Freunde mit der Fähre auf die Insel reisen, dort in einem Haus, das ihnen grosszügigerweise zur Verfügung gestellt wurde, hausen und sich einrichten. Am nächsten Tag nehmen sie an der Beerdigung ihrer alten Freundin teil und was danach kommt, ist Thriller pur. Diese Kapitel laufen chronologisch ab Tag 1 bis Tag 5. Sehr schnell wird klar, dass die Gruppe ein dunkles Geheimnis aus der Studienzeit teilt. Diese Andeutungen haben mich sehr neugierig gemacht. Das Highlight dieser Kapitel ist der Moment, in dem die Freunde in Guggas Haus eine haarsträubende Entdeckung machen.
Der zweite Handlungsstrang handelt von Tag 5 bis Tag 9, setzt das Ermittlerteam in den Mittelpunkt und wird kunterbunt zwischen die chronologisch laufenden Kapitel des ersten Erzählstranges geschoben. Das hat mich öfters verwirrt und aus dem Lesefluss gerissen. Diese durcheinandergewirbelten Kapitel empfand ich als chaotisch und ich musste öfters neu überdenken, was denn genau zum Zeitpunkt des neuen Kapitels schon geschehen ist. Fesselnd ist hingegen, dass man einerseits erfährt, was mit den Freunden geschehen ist und andererseits im ersten Handlungsstrang, wie es dazu kommt. Das ist zwar handlungstechnisch fesselnd, lesetechnisch jedoch chaotisch.
Die Figuren hätten meiner Meinung nach differenzierter charakterisiert werden können. Jede Person der Freundesgruppe hat zwar seinen Stempel. Ari, der Arrogante. Sigga, das dreiste Blondchen. Leifur, der Nerd. Trausti, der Langweiler. Ragga, die nervige Nörglerin. Oft habe ich jedoch trotzdem die Namen durcheinandergebracht. Dazu kommt, dass sie sich oft unreif oder unlogisch verhalten.
Yrsa Sigurdardottir kann schreiben, ohne Zweifel. In “Rauch” haperte es für meinen Geschmack an Struktur im Aufbau der Geschichte. Zu kompliziert und unübersichtlich empfand ich die ineinandergreifenden unterschiedlichen Zeitebenen.