Es geschieht nicht häufig das ich ein Buch lese, welches mich so richtig aus den Socken haut. Gute Bücher habe ich praktisch immer in der Hand, aber ein so unglaubliches Werk, das mich Story-technisch so überzeugt, sehe ich nicht oft.
Gleich von der ersten Seite an, hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Dieses unglaubliche Feingespür dem Leser tonnenweise Informationen um die Ohren zu hauen, ohne es dabei überladen wirken zu lassen, ist fast schon unmöglich. Man lernt vieles über diese Welt kennen und merkt schnell, wie es in Ketterdam so zu sich geht.
In diesem Prolog wird deutlich klar, dass Leigh Bardugo mit Dramatik umzugehen weiss und sich auch traut diese einzusetzen. Ich muss zugeben, anfangs war ich noch geschockt, da ich dachte ich hätte es mit einem harmloseren Buch zu tun, aber tatsächlich scheut sich die Autorin nicht davor im Verlauf des Buches Tragödien einzubauen oder zu offenbaren und Schicksalsschläge aufzudecken und zu erzählen. Ein Buch mit unvorhersehbaren und wirklich tiefgründigen Charakteren.
Wer mich am meisten fasziniert hat, ist wohl Kaz Brekker. Man kann sich echt nicht entscheiden ob man ihn mögen oder hassen sollte. Aber genau das ist perfekt, denn genau so eine Person ist Kaz ja auch. Kalkulierend, Kalt, kriminell und trotzdem hat man irgendow ein Funke Sympathie für ihn übrig.
Mit Spannung kann Leigh Bardugo genau so gut umgehen wie mit den zwischenmenschlichen Beziehungen der sechs Krähen. An den richtigen Stellen mehr und an den richtigen Stellen weniger. Vor allem (Und hier muss ich mein Lob aussprechen) die letzten paar Kapitel waren unbeschreiblich. Die Autorin wechselt im Buch fortlaufend die Sichten um jede Perspektive mit anderen Gedanken zeigen zu können. Am Anfang ein bisschen schwierig, aber bald ist man dankbar für diese gekonnte Abwechslung. Die letzten paar Kapitel werden kürzer und die Sichten der Charakteren wechseln sich dementsprechend schneller und hektischer und da sie sich nicht alle an den gleichen Orten befinden, sondern individuell ihren Part erfüllen müssen, war sogar die Stimmung in meinem Zug nach Hause vor Spannung nur so Funken sprühend.
Ich bin fast schon traurig dass ich es beendet habe. Ich hätte echt gerne einfach in dieser Geschichte eingetaucht bleiben wollen.