Einleitung: Michael Finkel ist ein US-amerikanischer Journalist und Memoirist. Heute schreibt er für National Geographic. „Der Meisterdieb“ ist eine wahre Geschichte von Kunst, Obsession und Zerstörung.
Inhalt: Es ist kaum vorstellbar, dass diese Geschichte der Wahrheit entspricht. Stéphane Breitwieser und seine Freundin Ann-Catherine Kleinklaus erbeuteten in den 1990er-Jahren bis in die frühen 2000er 239 Kunstwerke im Wert von über 1 Milliarde US-Dollar. Darunter befanden sich herausragende Objekte aus über 200 Museen und Galerien in ganz Europa. Ihr erster Diebstahl fand während eines Besuchs auf einer Burg im schweizerischen Gruyères statt. Es war ein Gemälde, von dem Breitwieser glaubte, es sei ein Rembrandt, was sich jedoch als falsch erwies. Dennoch wurde das wertvollste Gemälde, das er stahl, vom Auktionshaus Sotheby’s auf 7,3 Millionen Euro geschätzt.
Es ist faszinierend, dass bei diesen Raubzügen nie jemand körperlich zu Schaden kam. Die beiden Diebe waren nicht auf das grosse Geld aus. Sie waren der Kunst völlig verfallen und erweiterten ihre Sammlung gestohlener Werke auf dem Dachboden von Breitwiesers Mutter, bei der sie auch wohnten. Sie profitierten bei ihren Raubzügen von den teils schlechten Sicherheitsmaßnahmen. Der Ankauf von Kunstwerken lockt Publikum an, während Überwachungssysteme für manche lediglich ein Kostenfaktor sind.
Die gestohlenen Bilder waren rahmenlos. Breitwieser ließ den heiligen Hieronymus rahmen. Der Spezialist stellte das Werk im Schaufenster seines Geschäfts aus, damit Passanten es bewundern konnten. Genau so wird man geschnappt, wenn die Vorsicht nachlässt. Doch zur Verhaftung kam es nicht deshalb, sondern in Luzern, als die beiden im Nachgang eines Diebstahls Spuren beseitigen wollten. Selbst der abschliessende juristische Ablauf und die Zukunft dieses speziellen Menschen bleibt nicht ohne Überraschungen.
Zitate: „Global gibt es jährlich etwa fünfzigtausend Kunstdiebstähle, die Mehrheit davon nicht aus Museen, sondern aus privaten Haushalten, mit einem Gesamtwert etlicher Milliarden Dollar. Pablo Picasso führt die Statistik an, er ist der am meisten gestohlene Künstler aller Zeiten, und vielleicht zu Recht.“
Persönliche Meinung: In der Tat ist die Geschichte der Kunst von unzähligen gestohlenen, verschleppten und zu Unrecht erworbenen Werken geprägt. Breitwieser ist kein Kleptomane; es muss eine massive psychologische Störung sein, irgendeine kriminelle Geisteskrankheit. Dieses Buch könnte als Drehbuch für einen spannenden Film dienen.
Fazit / Empfehlung: „Der Meisterdieb“ ist mein erstes, aber möglicherweise nicht mein letztes Buch von Finkel, das ich gelesen habe. Er hat einen flüssigen und bildhaften Schreibstil, der meinen Erwartungen an ein interessantes, spannendes Buch vollkommen entspricht.