Unterhaltsam und kurzweilig schreibt Elke Heidenreich über ein Thema, das sie nun selbst betrifft: Das Altern. Ihr persönliches Erzählen in leichtem, humorvollem Stil wird aufgebrochen durch viele Zitate, durch ein Sammelsurium quer durch die Weltliteratur und die Jahrhunderte. Pausen dazwischen in Form von Absätzen oder Kapiteln gibt es keine, was zum Bekenntnis der Autorin passt, immer in Bewegung bleiben, immer voller Schwung durchs Leben gehen zu müssen und die sich fragt: “Ruhe wozu? Ruhe wovor?”. Wer stehen bleibt und - womöglich sogar selbstgewählt - in den sogenannten “Ruhestand” tritt, sei prädestiniert dafür, unglücklich zu werden und ziehe durchs Nichtstun Krankheiten an. Passivität, so wird deutlich, ist für die Autorin als Konzept für ein glückliches Altern undenkbar und hier setzt dann auch meine Kritik an diesem Buch an.
Durch den witzigen, charmanten Stil wird darüber hinweggegangen, dass Heidenreichs Meinung zum Älterwerden kaum die Lebensrealität vieler alternder Menschen wiedergibt. Als Lesende bin ich schnell geneigt, mich von ihrer saloppen Art einnehmen zu lassen und applaudierend zu rufen: Ja! Genau so! Und darüber zu vergessen, dass es sich hier nicht um Fakten handelt, sondern um eine klare persönliche Haltung, die stellenweise mit einer gewissen Arroganz als Fakt vorgetragen wird, subtil vielleicht, aber doch unverkennbar und unnachgiebig. Es ist die wertende Haltung einer Frau, die aus einer enorm privilegierten Position ihre Meinung darüber verkündet, was sie unter “würdigem” altern versteht (“sich gehen lassen” nimmt dem alten Menschen seine Würde, findet Heidenreich - aber noch einen Minirock tragen wollen mit 80? Das dann bitte auch nicht). Dass sie selbst auf ihre Privilegien hinweist, lässt das Erstaunen darüber, wie wenig einfühlsam auf andere Lebensrealitäten eingegangen wird, umso grösser werden.
Die Leichtigkeit im Ton täuscht also darüber hinweg, dass hier vieles übergangen wird und ungesagt bleibt. Es sei doch klar, dass nicht mehr alles so tadellos funktioniere wie mit 40, darauf stelle man sich ein, das sei doch keine Tragödie - und ich als Leserin denke mir: Schön für dich, liebe Elke. Aber was, wenn doch?