“Jeder kann morgen ein Flüchtling sein”, so die Einleitung dieses Werks und eine These, die der Autor auf den folgenden gut 400 Seiten beweist und mit zahlreichen Erinnerungen von Betroffenen aus verschiedenen Jahrhunderten belegt. Mit diesen Worten möchte Andreas Kossert Solidarität schaffen und das individuelle Leiden hinter einem jeden Flüchtlingsschicksal fassbar machen, was ihm meiner Meinung nach gelingt. Die Lektüre seines Buches war für mich mehr Gefühl denn Geschichte. Schon die Gliederung der Kapitel in “Weggehen - Ankommen - Weiterleben - Erinnern” anstatt in chronologische oder nationale Einteilungen nimmt den Fokus weg vom Abstrakt-Sachlichen hin zum Emotional-Menschlichen. Ich empfinde dieses Buch als einen Gewinn, gleichwohl aber hätte ich mir mehr Struktur und noch mehr Platz für die Erfahrungen von Zeitzeugen gewünscht.