Der Titel ist Programm: In seinem neuen Werk lässt Franzobel die Entdeckung und Eroberung (Süd)Amerikas aufleben, insbesondere den Feldzug des Spaniers Ferdinand Desoto, der sich im Jahre 1538 aufmacht, Florida einzunehmen und die dortigen Ureinwohner zum Christentum zu bekehren. Ein Unterfangen, das als erfolglosester Eroberungsfeldzug in die Geschichte eingehen sollte. So viel zu den Fakten. Diese verweben sich nämlich alsbald mit einem derart farbenfrohen Erzählteppich, dass einem schwindlig wird. Im Tross der Eroberer befinden sich gekenterte Piraten, zum Tode verurteilte Konvertiten, die aus algerischen Palästen geflüchtet sind, wettsüchtige Strandbar-Betreiber, von Haute Couture besessene Rauhaardackel-Besitzer, verliebte Frauenhasser, von herabfallenden Kokosnüssen grenzdebile Schwaben und indigene Bewunderer einer dekadenten europäischen Kultur - allesamt verfolgt von einem Nostradamus-Notar, der seine Vorsehungen selbst kaum wahrnimmt, von den Indianern aber als Dämon gefürchtet und verehrt wird. Nebenbei werden auch mal zufällig Coca Cola, Pommes Frites oder die Bürokratie erfunden, Zeitsprünge inbegriffen, sowohl in Chronologie als auch Sprache. Ja, die Sprache! Ihr ist in diesem Potpourri keine Grenzen gesetzt, mit unbändiger Lust kreiert Franzobel neue Wortschöpfungen, Metaphern und Laute. Dies war auch der einzige Grund, warum ich das Buch zu Ende gelesen habe, denn trotz (oder vielleicht wegen) der überbordenden Fantasie blieben mir die Protagonisten fremd, erschienen mir farb- und gesichts-, ihre Handlungen seelenlos. Ich bin gespannt, was das Feuilleton sagen wird…