“Afropean” ist ein Buch, bei dem man ständig versucht ist, nach Post-it-Zettelchen zu greifen, um gelesene Textstellen zu markieren und sie später noch einmal aufzuschlagen, weil sie einfach so gut sind! Geistreich und kritisch, und aufgrund der Aufgleisung des in Sheffield geborenen Erzählers/Autors Johny Pitts als Reisender durch das “schwarze Europa” auch unglaublich spannend und unterhaltsam. Pitts erzählt, wie er Hergés “Tim im Kongo” etwas verschämt versteckt in der Ecke eines Comicladens in Brüssel entdeckt, wie er den Schriftsteller Caryl Phillips trifft, der ihm folgenden Satz auf den Weg gibt: “and as you work, just remember: no well-behaved black man ever changed anything.” Er besucht in Paris die banlieues und stellt fest, dass die französische Regierung versagt hat - “this is why the second-generation black community in France are an angrier generation; they were taught to believe they’re French, but in reality the government only sees them as foreigners.” In Stockholm trifft er im Hotel zwei Männer, die Weihnachten alleine verbringen müssen, da sie auf der Suche nach einem besseren Leben ihre Familien zu Hause liessen und seither verzweifelt Arbeit suchen - der Schein eines perfekten Schwedens bröckelt.
Pitts lässt auf seiner fünfmonatigen Europatour Protagonistinnen und Protagonisten zu Wort kommen, die unterschiedliche Meinungen vertreten und doch eines gemeinsam haben: Ihre Hautfarbe und alle Schwierigkeiten und Herausforderungen, die sich mit einem Leben in Europa verbinden - struktureller Rassismus ist kein ausschliesslich amerikanisches Phänomen, wie dieses Buch eindrücklich zeigt.
Das Buch gibt es auch in deutscher Übersetzung unter dem gleichen Titel “Afropäisch”.