Auf eine herausfordernde und emotional mitreissende Reise begibt man sich zusammen mit Diégane Latyr Faye auf der Suche nach dem Autor T.C. Elimane. Diégane ist Senegalese und lebt in Paris, wo er studiert. Sein grosser Traum ist es, zu schreiben. Er stösst auf das Buch “Das Labyrinth des Unmenschlichen” von T.C. Elimane und ist von da an besessen davon. Davon, dem Autor auf die Spur zu kommen, davon, ihn zu finden und dabei mehr über dieses Buch zu erfahren. Diese Suche zieht sich durch das ganze Buch und führt uns u.a. nach Afrika, zu den Eltern von Elimane, seinem Vater, der in den Krieg nach Frankreich zog, zu seiner Kindheit dem Aufwachsen mit seiner Mutter und seinem Onkel. Elimane zieht seinerseits nach Frankreich und schreibt eben jenes schicksalsträchtige Buch.
All die Geschichten, die man liest - jene von Diégane, was über Elimane bekannt wird, von den weiteren wichtigen Personen - zeugen von einer Suche nach Zugehörigkeit, nach der Vergangenheit, nach Identität, von den Kräften der verschiedenen Kulturen, den Dämonen der Kolonialisierung und auch von Gräueln des Krieges. Es ist ein Buch, das mich gefesselt mich sehr mitgenommen hat, auch emotional. Es spielt keine Leichtigkeit vor und ist schwere Kost. Der Wechsel zwischen den Erzählern ist so herausfordernd wie der Inhalt. Konzentriertes Lesen ist gefordert. Falls ich es ein zweites mal lese, werde ich mir Notizen zu den Personen und den Beziehungen zwischen ihnen machen.
Gefesselt hat mich auch die Erzählkunst von Mohamed Mbougar Sarr, der hier ein aktuelles Werk in aus meiner Sicht literarischen Höchstform liefert - zu Recht preisgekrönt.
Es gibt nicht nur Inhalte zu schwarzenfeindlichen Handlungen oder Äusserungen, sondern an einer Stelle ganz überraschend auch eine judenfeindliche Äusserung.
So ging unser Leben im Rhythmus der schulischen Glanzleistungen Elimanes weiter. Er gehörte bald zu den umschwärmten Jungen im Dorf. Er hatte die Intelligenz und das prächtige Auftreten seines Vaters, die Schönheit und die stille Kraft seiner Mutter geerbt. Und von mir (dem Onkel)? Was hatte er von mir? Andere Kenntnisse.
So verschieden sie waren (Assane, der Mann und Elimane, der gemeinsame Sohn), teilten sie doch das gleiche Schicksal. Beide verliessen sie (Frau, Mutter) und kehrten nie zurück, beide verfolgten denselben Traum: Sie wollten Gelehrte werden in einer Kultur, die ihre eigene unterdrückte und mit Füssen trat.
Betrübt hat ihn vor allem, dass ihr ihn nicht als einen Schriftsteller, sondern als ein Medienereignis, einen Ausnahme-Schwarzen, als ein ideologisches Kampffeld gesehen habt. Wenige schrieben über den Text, seine Schreibweise, seinen schöpferischen Inhalt.
Alle diese Selbstmorde waren nur unglücklichen Umständen, tragischen Zufällen geschuldet. Dass sie durch das Labyrinth des Unmenschlichen verbunden sind, kann nur das Ergebnis eines Zufalls sein.