Cornelia Funke versteht es, atmosphärische Schilderungen so dosiert einzuweben, dass die Ungeduld nach Handlung selten zu groß wird. Jedes Kapitel schliesst an einem Punkt ab, der die Neugier aufrecht erhält. Gute Erfahrung beim Weiterlesen habe ich auch damit gemacht, dass ich mit meinem Sohn noch mal kurz zusammenfasse, was wir am Tag zuvor erfahren haben und an welchem spannenden Punkt wir stehen geblieben sind.
Was die Geschichte besonders reizvoll macht, ist, dass die kleinen Helden nicht durchweg vorbildlich sind. So ist Scipio, der Herr der Diebe, zu Beginn die strahlende Heldenfigur, deren Glanz sich jedoch in dem Moment zum Elend wandelt als das Geheimnis über seine Herkunft gelüftet wird. So wechselt die Sympathie bald zu der sicher ambivalenteren Figur Prosper, der zwar in der Not sein Unrechtsbewusstsein verdrängt, doch nie gewissenlos wird. Auch die anderen Mitglieder der “Räuberbande” verkörpern je ein interessantes, manchmal zwiespältiges Charakterklischee in dem Kinder ihr eigenes Verhalten und ihre Rolle in Gruppen reflektieren können.
Das Ende, so habe ich mir von meinem 10 jährigen Patenkind erklären lassen, findet offensichtlich nicht bei allen Kindern begeisterte Zustimmung. Es lohnt sich also als Vorleser schon darauf vorbereitet zu sein, um auf eine entsprechende Enttäuschung bzw. den Ärger reagieren zu können. Uns Erwachsene lässt das Ende schmunzeln, doch Kinder verstehen da nicht immer Spaß.