CHRISTINE BRAND VERMISST
„Vermisst“ liest sich leicht, vor allem dank der kurzen Kapitel.
Der Roman hat alle Ingredienzen eines «Tatort»-Krimis: An Paragraphen gebundener Chef, Serienkiller und Prostituiertenmorde, Ängste der Protagonisten und gemeinsame Elemente ihrer Vergangenheit.
Dazu kommen zu Unrecht verdächtigte Personen, Stalking, Konfrontationen mit möglichen Tätern, das in die Lösung des Falls integrierte Gehirn (the Brain), obwohl sich diese Polizistin zurzeit im Knast befindet, verräterische Gewohnheiten, wie die Art, eine Türe zu schliessen, und die ständige Erweiterung der Fälle.
Dazu herrscht 500 Seiten lang Verwirrung über den Täter: Er war wie ein Phantom. Erst als er mich verlassen hatte, wurde mir klar, wie wenig ich über ihn wusste. Ich habe ihn auf Tinder gefunden und in erster Linie einen Vater für meine Kinder gesucht. p. 456
Der Spannungsbogen, und das ist die Stärke dieses Romans, wird durch die unzähligen Cliffhanger effizient aufrechterhalten. Allerdings tauchen gegen Ende der Story ungeahnte Indizien auf; gehört zum Krimi…
Auch wird nach und nach das Motiv des Täters erläutert und der Leser kann dem Tun besser folgen.
Nach all den unbrauchbaren Spuren führt die Erkenntnis eines vererbten Ticks zu mehr Klarheit.
Komplex macht das Ganze auch, dass Presse, TV und soziale Medien für die Lösung des Falles herbeigezogen werden
Aber Gott sei Dank ist da mehr: Die beiden Protagonisten sind Einzelgänger, hervorragend gezeichnet und sie entwickeln sich.
Malou von der unbedarften, draufgängerischen Polizistin, die sich in den Fall verbeisst, zur überraschten, aber mit allen Möglichkeiten rechnenden Fahnderin.
Dario vom verliebten Mann zum Opfer, das seine Aktivitäten nicht immer im Griff hat.
Aber vor allem, nicht wie gedacht…
Förderlich für die Spannung ist auch die Tatsache, dass Malou und Dario beide auf der Suche nach Anna und dem Mörder sind, manchmal unabhängig voneinander, manchmal auch als Team, was zu rasanten Wechseln in den Schauplätzen führt,