Caroline Wahl nimmt uns erneut mit zu unseren Lieblingsschwestern, Tilda und Ida. Diesmal lässt sie die mittlerweile 19-jährige Ich-Erzählerin Ida die Geschichte der beiden weiterspinnen.
Es sind erneut schwierige Themen, die Wahl anspricht, darunter vor allem der Verlust der Mutter vor zwei Monaten. Während bei Tilda in «22 Bahnen», vielleicht auch dank der damals 11-jährigen Ida, noch immer etwas Verspieltes, Leichtes die Schwere aufhob, so fehlt Ida dieser Gegenpol. Denn sie will nicht zu Tilda, sie will, sie muss ihren Schmerz, ihre Wut, ihre Verzweiflung, ihre Trauer und ihre Scham mit sich selbst ausmachen. Idas Sätze sind überwiegend kurz, teils sogar verknappt. Nachdem sie ihre Gedanken gedacht hat, spricht sie sie unmittelbar danach teils direkt aus, was der Erzählung einen besonderen Charme verleiht. Während Tilda beinahe täglich ihre 22 Bahnen schwamm, hat auch Ida ihre Rituale, die die Erzählung strukturieren. Spannend ist, wie Wahl die Gefühle ihrer Protagonistin in Bildern ausdrückt und erlebbar macht, wie unterschiedlich die beiden Schwestern sind und dass wir nun auf manche Begebenheiten aus «22 Bahnen» Idas Blick erlangen.
«Windstärke 17» kann jedoch auch ohne die Kenntnis des Vorgängers gelesen werden. Vielleicht ist das sogar besser so, weil Idas Erzählstimme sich so gänzlich von Tildas unterscheidet und die Erzählung somit für sich allein steht und nicht gut verglichen werden kann. Ein bisschen überrascht war ich wegen des für mich abrupt kommenden Endes. Ich hätte gerne noch mehr Zeit mit Ida und den anderen verbracht, aber vielleicht heisst das ja, dass es noch einen dritten Teil geben wird, wer weiss. Mich würde es jedenfalls freuen!
Und jetzt bin ich gespannt, zu welchem Schluss mein Buchclub kommt, der von “22 Bahnen” absolut begeistert war.