Wieder zieht mich Caroline Wahl mit ihrem eigenwilligen Sound in den Bann. Ida aus “22 Bahnen” ist erwachsen geworden und nach dem Tod ihrer Mutter auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Ihr einziges Gepäck ist ein Hartschalenkoffer voller Lieblingsklamotten und ein Rucksack mit ihrem MacBook. Zudem schleppt sie eine Menge emotionales Schwergewicht mit sich. Sie sucht sich ein willkürliches Ziel, so weit weg von der traurigen Fröhlichstrasse, wie es geht und landet auf der Ostseeinsel Rügen. Sie trifft auf Knut und Marianne-einem älteren Ehepaar, bei dem sie wohnen kann, bei dem sie vielleicht das erste Mal in ihrem Leben ein richtiges Zuhause kennenlernt, bei dem sie sie selbst sein kann, ohne sich verstellen zu müssen.
Ihre Schwester Tilda und deren glückliche Familie hält sie auf Abstand, sie will und muss ihren eigenen Weg finden. So erprobt sie ihre Kräfte in der Ostsee und geht dabei bis ans Äusserste.
In der «Robbe»-einer Kneipe, in der sie jobbt, lernt sie Leif kennen, der sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Und obwohl beide Protagonisten einen festen Kokon um sich haben, gelingt eine Annäherung und wir wünschen den beiden nichts sehnlicher, als dass sie sich beschützen und dass es ihnen gelingt, die Altlasten hinter sich zu lassen, um ihre eigene Geschichte schreiben zu können.
Das Buch macht Hoffnung, dass es möglich ist, sich aus familiären Prägungen zu befreien, ohne sich selbst und die Liebe zu seiner Familie zu verraten.
Ida ist eine Protagonistin, die man mitsamt ihrer Kratzbürstigkeit und Wut auf das Leben und seine Widrigkeiten einfach nur ans Herz drücken möchte und ihr zurufen will: «Ja, lass ihn raus, all Deinen Schmerz und dann stürze Dich in dieses wundervolle Leben und zeig allen, wer Du bist»