Was für ein zuckersüsser Romantasy-Roman! Der Tipp einer Kollegin und ich bin völlig beglückt abgetaucht in die atmosphärische Geschichte der Hexe Mika Moon.
Allein der Mikrokosmos Nowhere House machte mich glücklich. Das Anwesen liegt abgeschieden und von Schutzzaubern verborgen am Meer. Um das Haus stehen Bäume, Blumenbeete, ein Cottage, alles fügt sich ineinander und kreiert ein uriges Gefühl. Genauso das verwinkelte Haus mit seiner Bibliothek, den vielen Nischen und Gauben und Mikas gemütlichem Dachboden. Die Figuren, die Nowhere House bevölkern, sprühen – weitestgehend ;-) – vor Lebensfreude und Freundlichkeit und füllen die Seiten mit Leben.
Sangu Mandanna führt uns als allwissende Erzählerin durch den Roman, wobei sie die Perspektive vor allem zwischen Mika und dem mürrischen, geheimnisvollen Jamie wechselt. Zwischen den beiden knistert es ordentlich, was zusammen mit diversen Geheimnissen und einem bevorstehenden Ereignis am 26.12. für Spannung sorgt. Die Handlung beginnt im Herbst und setzt sich chronologisch fort bis eben zu jenem zweiten Weihnachtsfeiertag. Dabei rafft Mandanna die Erzählung, sodass wir von Ereignis zu Ereignis hüpfen. Sie baut so gezielt Spannung auf und gleichzeitig liest sich der Roman federleicht. Sie verzichtet nicht auf Tiefpunkte, jedoch agieren ihre Figuren trotz Emotionalität vernünftig – das klingt widersprüchlich, aber was ich damit meine ist, dass Mandanna ihre Tiefpunkte nicht überstrapaziert.
Thematisch behandelt sie nebenbei vor allem das Anderssein – sei es wegen Hautfarbe, Sexualität und/oder in unserem Fall das Hexe-Sein –, unseren Wunsch nach Zugehörigkeit und Geborgenheit, die Angst vor Zurückweisung und das Vertrauen, das wir brauchen, um diese Angst und damit verbundene traumatische Erfahrungen zu überwinden.
Mir hat hier einfach alles gefallen: die gemütliche Atmosphäre von Nowhere House, die zutiefst menschlichen, herzlichen Figuren (über die ich nicht mehr verraten will), Humor, Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit, die in den genau richtigen Dosen vorkommen, die romantische Komponente, die Botschaft und diese ganz besondere Familie.
Souverän übersetzt von Wolfgang Thon.