Wer wissen will, wohin der Hase läuft, muss wissen, wo er herkommt. Das hat Teresa von ihrem Opa Georg, dem Metzgermeister mitgenommen. Auch deswegen ist sie auf der Suche nach Personen und Zusammenhängen, die die Leerstellen in ihrem Leben füllen. Was passierte beispielsweise in der Nacht, in der ihr Vater sie verliess? Ganz anders denkt ihr Mann, Mirco, über die Lücken in unserer Geschichte. Sie liegen in der Vergangenheit und über sie nachzudenken, bringt nur Leid. Wer von beiden hat recht?
«Wie der Hase läuft» ist eine verschachtelte Geschichte, in der sich Erzähler*innen und Zeiten wild abwechseln. Das macht es nicht immer leicht zu lesen und gegen Ende musste ich mir einen Familienbaum aufzeichnen, um den Überblick zu behalten. Teresa ist die Ich-Erzählerin im Präsens. Bei den anderen Figuren, ihren und Mircos Eltern und Grosseltern, deren Geschichten bis zum Zweiten Weltkrieg zurückreichen, übernimmt eine allwissende Erzählstimme. Als roter Faden zieht sich unter anderem die Hasenmetapher durch die Geschichte. Und eben Teresas Suche nach Antworten, nach einer kohärenten Geschichte. Wobei sich dabei auch immer wieder die Frage stellt, wie viel Wahrheitsgehalt in unseren Geschichten steckt? Und wie sehr dürfen wir unseren Erinnerungen vertrauen? Es gab unzählige kluge Sätze, die ich mir beim Lesen notiert habe, die mich nachdenklich stimmen und über die sich diskutieren lässt. Gelegentlich laufen die einzelnen Geschichten auch ineinander über, etwas, das ich immer besonders mag.
Rebekka Salms Debütroman «Die Dinge beim Namen» habe ich noch nicht gelesen, aber das werde ich nach «Wie der Hase läuft» schon bald nachholen. Denn ihre intelligente, lebenskluge, verspielte Erzählweise und ihre Art, Fragen aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, haben mich verzaubert.
(Einmal mehr habe ich übrigens auch bei dieser Lektüre daran denken müssen, dass alle Eltern Philippa Perrys Sachbuch “Das Buch von dem du dir wünschst,…” lesen sollten… ;-))