Ein Psychothriller, der sich in jeder Hinsicht mit einem Fitzek messen kann und das meine ich ausschließlich positiv.
Es gibt viele verschiedene Charaktere, die ein wenig zu rasch eingeführt werden und bei denen sich das eine oder andere Klischee einschleicht, was aber zumindest für mich bei diesem Thriller kein grobes Problem darstellt, denn das Genre wird sich nicht mehr neu erfinden (können) und Raabe ist dankenswerterweise kreativ. Die Morde sind grauslich, jener an der Pastorin grausam unmenschlich. Es gibt verschiedene Zeit- und Ortsebenen, viele Verstrickungen und eine nicht unkomplizierte halbe Auflösung am Schluss. Auf das alles einzugehen, würde jeden Rahmen sprengen und die Lesefreude irreparabel schädigen.
Das Klischee des Ermittlers mit einer harten hintergründigen Vergangenheit, die ihn obsessiv bis in die Gegenwart verfolgt, wird hier in Gestalt von Tom Babylon sympathisch umgesetzt, obschon bestimmte Obesessionen wie die seine mich in Büchern und Filmen ab und an nerven, wiewohl diese nachvollziehbar sind. Seine irgendwie-Kollegin Sita Johanns, eine Psychologin mit einer ebenfalls problematischen Vergangenheit, ist wie Tom kollegial und authentisch, aber schlagfertiger als er. Mal schauen wie es mit den beiden weitergeht (in 10 Jahren haben sie bitte nicht ein Kind namens William). Toms Chef ist natürlich mürrisch, sein Vater wird noch eine dunkle Rolle spielen, es liegen allgemeine Spannungen in der Luft, vor allem Feindseligkeiten gegen Sita.
Der Roman, an drei Abenden von mir durch- bzw. mitgefiebert, endet nicht unbedingt mit einem Cliffhanger, aber es bleiben viele Fragen offen, auf deren Antworten ich mich schon sehr freue - das Buch ist ja explizit als Beginn einer Serie ausgewiesen.