Während es über die Maler, die den Impressionismus vertreten haben, viel zu lesen gibt, gibt es kaum etwas über die Malerinnen dieser Gattung zu lesen. Natürlich werden sie in den grossen Impressionismus-Werken auch erwähnt, aber in Roman-Form hab ich über Berthe Morisot im deutschsprachigen Raum noch nichts gefunden. Deshalb war ich Feuer und Flamme, als ich “Die Malerin des Lichts” entdeckt habe.
Feuer und Flamme war auch Berthe Morisot, wenn es ums Malen ging. Sie und ihre ältere Schwester Edma liebten es zu malen, und durften es auch, was auch für unverheiratet junge Frauen nicht selbstverständlich war. Als Berthe sieht, wie Edma nach ihrer Hochzeit nicht mehr malen darf und auch anderen Malerinnen ihre Kunst nach der Eheschliessung verweigert wird, weiss sie, dass sie unter solchen Umständen nie heiraten will. Natürlich möchten ihre Eltern Berthe “unter der Haube” sehen, doch Berthe wehrt sich gegen alle Eheanwärter auf kreative Art.
Bei diesen Schilderungen musste ich oft lachen, geschickt inszeniert von ihr! Nur von einem Mann scheint sie nicht wirklich loszukommen: von Edouard Manet, für den sie oft Modell sitzt und der eigentlich ihr Mentor wäre. Doch insgeheim kann Edouard nicht zugeben, dass Berthe eine sehr gute Künstlerin ist. Edouard nimmt Berthe gegenüber einiges raus. Nach einer Szene, in dem er eine Grenze überschreitet, ist ihr dann aber endgültig klar, dass es so nicht weitergehen kann und sie sich nicht mehr von ihm porträtieren lässt. Und auch hier wieder inszeniert sie ihren Abschied vom Modell sitzen gekonnt.
Inzwischen hat sie als einzige Frau und als vollwertiges Mitglied der Gruppe die erste Ausstellung der Impressionisten mitgeprägt. Die Leserschaft erlebt auch mit, als sie 1870 bei Kriegsbeginn leichte Depressionen entwickelt und sich bis Kriegsende bei Edma und ihrer Familie erholt.
Edouard ist egoistisch und nicht kritikfähig. Ganz anders sein Bruder Eugene, der Berthe schätzt. Auch er ist Maler, doch er will nicht ausstellen: “ein Manet genügt”, so sein Motto. Bis Eugene und Berthe öfters aufeinander treffen, dauert es. Man freut sich mit Berthe, als sie sich später endlich sicher fühlt, den richtigen (Ehe-)Mann ausgewählt zu haben und zur Freude ihrer Mutter Ende 1874 doch noch heiratet.
An Eugenes Seite steht Berthe nun endlich auch die Café- und Theaterwelt in Paris offen, sie kann mit ihm überall mit hin und geniesst ihr Leben. Sie malt weiter, unterstützt von Eugene.
Intensiv schildert die Autorin das interessante Leben von Berthe Morisot. Es ist ein ruhiger, aber enorm informativer Roman, der mir gut gefallen hat. Toll fand ich, dass die “Lovestory” zwischen Eugene und Berthe nicht das Hauptthema war, sondern chronologisch erst gegen Ende des Romans Raum einnahm. Das Augenmerk lag immer auf Berthe und ihrer Malerei.
Fazit: Schöner Roman, in dem das Leben der Impressionistin Berthe Morisot unterhaltend und informativ dargestellt wird.
4 Punkte.