Kemi, dessen Namen wir erst im letzten Satz erfahren, muss entgegen seiner Vorbehalte ins Sommercamp in den Wald. Er steht zwischen Opfer und Täter hinsichtlich des Themas Mobbing an Schulen.
Es geht darum, dass es ok ist, anders zu sein, dass man jedoch erst von den Anderen “andersiger” gemacht wird, also nochmal anders als anders. Der Koch z.B., ein tätowierter Hüne, ist gar nicht so übel, ebenso wenig wie Jörg mit den komischen Pins auf dem Rucksack.
Trotz des ernsten Themas überzeugt der Autor durch Witz und Humor. Die Sprache ist kurz, abgehakt, jugendlich. Es ist super lustig, Kemis Argumenten zu folgen, der so gar keine Lust auf in seinen Augen unsinnige Freizeitaktivitäten wie Wandern und Basteln hat - und Bäume findet er ohnehin nur als Schrank gut.
Der Autor weist darauf hin, an dieser Stelle bewusst nicht auf Klima-Themen einzugehen, da man das ja sowieso längst alles wisse. Das fand ich etwas schade. Dennoch gibt es am Ende noch einen kurzen Monolog über die Vernichtung der Natur durch den Menschen. Hierzu muss man allerdings sagen, dass dies keineswegs das Hauptthema ist und eben deshalb wenig darauf eingegangen wird.
Es geht um Kemi, der sich seiner Angst, seinen Unsicherheiten stellt und diese dadurch überwindet. Der Wolf, der sinnbildlich in jedem der Figuren steckt, steht letztlich dafür, den eigenen Instinkten zu vertrauen - glaube ich jedenfalls 🐺😁
Besonders schockiert hat mich das Wegsehen der Aufsichtspersonen, das “ihr Kinder regelt das schon selbst” - was natürlich voll nach hinten losgegangen ist. Wie aber soll man als Kind nachmachen, was nicht vorgemacht wird?
Die Message für jung und alt ist somit: Sieh nicht weg. Greif ein. Steh den “Schwächeren” bei. Schau hinter die Maske. In diesem Belangen sensibilisiert das Buch ungemein.
Der Roman ist reichlich illustriert, eher kindlich, was ich mit Jörgs (einem der Jungen) Zeichnungen von der Gruppe assoziiert habe. Das Cover ist mit seinem stechenden Gelb, das sich auch durch den Innenteil zieht, ein echter Hingucker!