Ein Roman über die Phasen der seelischen Heilung, Schuldgefühle und die wundersame Heilkraft der Natur. Die Natur war für mich auch gleich der schönste Aspekt, den ich in diesem Buch vorgefunden habe. Es erinnert den Leser daran, wie gut es tun kann, wenn man gewissen Dingen seinen Lauf lässt, vertraut und mit dem Fluss des Tages und der Jahreszeiten leben kann. Inmitten des Buches habe ich den Klappentext nochmals angeschaut und fand die Stelle mit Anna und Lis inmitten der Apfelbäume passend gewählt. ‘Wenn man sich traut und sich von zu viel Last befreit, geht es besser.’ Die Geschichte basiert auf den Leben der beiden Frauen; beide haben innere Konflikte zu bewältigen und lernen im Laufe der Zeit und durch die wachsende Freundschaft, sich und anderen zu vergeben. Mir gefiel die Art, wie einfühlsam Nicole Wellemin schreiben kann. Ebenso die schön beschriebenen Aspekte über den Anbau von Anna’s Apfelbäumen und die Herstellung ihrer Säfte in der Südtiroler Berglandschaft. Nebenbei lernt der Leser das Leben von Lene kennen, eine junge Südtirolerin; ihr Geschichtsstrang spielt um die Jahre von 1943 und offenbart nach und nach weitere Geheimnisse.
Die Geschichte ist einfach zu lesen und zu verstehen und es lassen sich in einigen Passagen gut schöne Metaphern hineininterpretieren. Hingegen ist für mich das Buch im Ganzen zu flüssig; mir fehlt die Tiefe. Wie einfach sich Lis im Südtirol wiederfindet und dort ein kleines neues Leben aufzubauen beginnt, ist für mich zu wenig glaubhaft geschildert. Persönlich fehlen mir hier einige Punkte im Verlaufe der Geschehnisse, damit ich die Handlung als realistisch nachvollziehen kann. Als entspannte Ferienlektüre sicher top, und speziell die Einblicke in Lene’s Welt liessen mich als Leser das Buch zügig durchlesen. Bleibt jedoch bei einmaligem Lesen.