Total desorientiert kommt Lis im Südtirol an und strandet auf dem Hof der lebensfreudigen, eifrigen und zielstrebigen Anna. Die zwei Frauen könnten nicht unterschiedlicher sein. Geschickt aufgebaut und einfühlsam geschrieben nimmt die Autorin einem mit in die zwei Leben der Frauen, in ihre Vergangenheiten und zu ihren Zukunftssorgen. Dabei wird ein lebhaftes Bild der eindrücklichen Landschaft des Südtirols skizziert. In der Landschaft widerspiegeln sich ebenfalls die Gegensätze, lieblich und rau zugleich. Nebenbei erfährt man einiges über den Apfelanbau, gekonnt bindet Nicole Wellemin gut recherchiertes Obst-Wissen in die Geschichte ein.
Nach und nach erfährt man mehr über das Leben der zwei Frauen. Trotz oder vielleicht wegen ihren Unterschiedlichkeiten werden sie einander Freundinnen. Besonders beeindruckend ist die Figur Anna gezeichnet, eine junge Frau, die sich wie die Apfelbäume den Gegebenheiten des Südtirols und des Lebens angepasst hat und beharrlich ihren Visionen folgt.
Der Roman deckt vieles ab, Geografisches, Geschichtliches, Kulinarisches, Gesellschaftkritisches und Identitätsfindung. Und zum Schluss auch noch etwas Liebesgeschichte. Der Schluss fällt eher etwas gar süss aus, ansonsten ist die Geschichte gut zu lesen mit einem runden Spannungsbogen. Ideale Lektüre für Ferientage im Südtirol.