Zugegeben, ich zögerte zuerst das Buch zu lesen. Wer hat Angst von Virginia Woolf? Niemand, aber ihr Werk verlangt einiges an Konzentration und Zeit.
Orlando sticht aber heraus: Bereits von der ersten Seite an werden die Leser mitgerissen. Die Idee hinter dem Buch ist zwingend und so konsequent umgesetzt dass das Buch süchtig macht.
Die fiktive Biographie von Lord Orlando, geboren unter Königin Elizabeth der ersten, umspannt rund 300 Jahre in der Orlando zur Frau wird, berühmte Dichter trifft und nebenbei die Veränderungen in Moral, Gesellschaft und Literatur heiter bis zynisch kommentiert. Nebenbei wird durch die clevere Idee der Verwandlung in eine Frau auf intelligente und immer sehr lustige und amüsante Weise die Rolle der Frau in der jeweiligen Epoche reflektiert.
Das ganze Buch liest sich auch wie eine süffisante Satire auf Biographien von real existierenden Personen und ist auch so aufgemacht. Auf jeder Seite springt den Lesern die Freude und die Leidenschaft der Autorin beim Schreiben entgegen. Das Buch könnte heute erscheinen und wäre noch immer ein Welterfolg. Der Sohn der Autorin bezeichnete den Roman als „den längsten und charmantesten Liebesbrief in der Literatur“. Dem kann ich mich nur anschliessen.