Enaiat ist in Afghanistan geboren, wann genau, weiss er nicht, es muss Ende der 80er-Jahre sein. Er wird von seiner Mutter nach Pakistan gebracht und dort zurückgelassen, weil seine Volksgruppe von den Taliban unterdrückt und ausgenutzt wird. Mit etwa zehn Jahren beginnt seine Flucht, die Ereignisse in New York des 9/11 sieht er am Fernsehen, in der Meinung, auf allen Kanälen zeigen sie den gleichen Film. Enaiat reist von Land zu Land, teilweise bleibt er illegal während Monaten vor Ort, mit dem Ziel Europa. Die Strapazen, Drangsalierungen, Ausbeutungen und zwischendurch aber auch Unterstützungen und die Solidarität, die er während der Reise erfährt, werden fast lakonisch erzählt. Man mag sich nicht vorstellen, was es heisst, mit nichts anderem als seinen Erinnerungen (und ein wenig selbstverdientes Geld) über Monate illegal unterwegs zu sein. Etwa fünf Jahr später kommt er in Italien an, lernt Italienisch und erhält den Status eines politisch Verfolgten.
Das Buch gibt einen kleinen Einblick in ein Schicksal von vielen Flüchtlingen, die ihr Heimatland verlassen, um an einem anderen Ort ein halbwegs besseres oder sichereres Leben zu führen. Und doch, wäre es möglich gewesen, in Afghanistan in Würde zu leben und nicht wegen der falschen Volksgruppe und der falschen Religion verfolgt zu werden, diese Reise hätte nie stattfinden müssen.
Auf die Fortsetzung der Lebensgeschichte im »Im Winter Schnee, nachts Sterne« bin ich gespannt.