Während sie das Haus ihrer verstorbenen Freundin Sylvie putzen, entrümpeln und räumen, sinnieren die drei Freundinnen June, Adele und Wendy über ihr eigenes Leben und ihre gegenseitigen Beziehungen. Das Weihnachtswochenende dient ihrem Plan, Sylvies Haus verkaufsbereit zu machen. Ihre Erkenntnisse über das Altern, die Freundschaft, ihre eigenen Erfolge und Verfehlungen — welche aus Sicht der anderen oft völlig anders gewertet werden — werden von der Autorin ausgewogen und ohne Sentimentalitäten wiedergegeben.
Der Leser spürt Aggressionen, Frustrationen zwischen den in der 7. Dekade ihre Lebens stehenden Ladies, wird aber immer wieder Zeuge, wie kleine Auslöser die Streitigkeiten im Keime ersticken.
Da ist Adele, einst eine gefeierte Schauspielerin, die immer noch auf eine Rolle hofft und der der Körper ein und alles ist.
Da ist die herrische Jude, in deren Restaurant sich das Quartett vor 40 Jahren gefunden hatte, ungeduldig und vorschnell wertend, die die beiden anderen gerne herumdirigiert und Finn nicht leiden kann.
Da ist Wendy, eine feministische Autorin, die naiv und chaotisch gezeichnet wird. Das mag vor allem an ihrem zottigen Hund Finn liegen, einem Mischling, den ihr die Verstorbene vor 17 Jahren schenkte, ein Symbol des Zerfalls, der kommenden Demenz und schliesslich der Auslöser der grossen Verstimmung. Er ist auch oft der Empfänger von Monologen, die Bedauern und Reue ausdrücken.
Der Beginn ihrer auflebenden Freundschaft wird ausgelöst durch ein Treffen mit der Schauspielerin, die Adele ersetzt hat. Nun zeigt sich, dass wahre Freundschaft zusammensteht. Wendy und Jude stehen für Adele ein, probieren aber gleichzeitig, sie von ihren unrealistischen Illusionen abzuhalten.
Mit dem Sturm in der Natur überschlagen sich die Ereignisse….spoiler alarm! Doch schliesslich finden sich die drei alten Damen und trösten sich in Selbsterkenntnis Mein Leben war nicht das, wofür ich es gehalten habe. 271
Charlotte Wood zeichnet drei Porträts alter Damen, die sich im Alter immer wieder in die Jugend zurücksehnen, aber schliesslich einsehen, dass sie loslassen müssen. Das Cover des Buches verrät, dass die Einkehr in die Ursuppe hilft, zu sich selbst zu finden.
Das Beobachten dreier in den 70igern stehenden Frauen ist mit viel Detail geschehen. Die Protagonistinnen sind realistisch mit ihren Problemen, Hoffnungen und Sehnsüchten und der interne Zwist des Trios lässt sich nachvollziehen. Der Roman ist reich an Symbolen: Finn für das Alter, die Parallelität der Unwägbarkeiten der Natur und derjenigen des Lebens.
Charlotte Wood verknüpft das menschliche Leben mit der Natur. Auf den Sturm folgen stürmische Zeiten, beginnend mit einem Stromausfall. Alles in allem, eine abwechslungreiche mit vielen treffsicheren Beobachtungen versehene Lektüre. Speziell auch für “alte weisse Männer” wie mich.