Eigentlich sagt Marshall B. Rosenberg alles Wesentliche bereits im ersten Kapitel: Um gewaltfrei zu kommunizieren empfiehlt er
1) unsere Beobachtung einer Situation urteilsfrei zu schildern
2) unsere Gefühle in der Situation darzulegen
3) unsere Bedürfnisse zu formulieren und
4) in Form einer Bitte um Veränderung zu äussern.
Klingt einfach – und trotzdem lohnt sich die Lektüre des ganzen Buches. Denn so einfach fällt zumindest mir die Umsetzung nicht (immer). Und da kann die Vertiefung anhand von Beispielen nicht schaden.
Die Kapitel sind gut zu lesen, klar aufgebaut und mit zahlreichen Beispielen und Übungen ausgestattet. Hinzu kommen Gedichte oder übersetzte Songtexte von Rosenberg selbst oder seinen Bekannten. Der Tonfall der Übungen klingt furchtbar gestelzt – aber darüber konnte ich hinweglesen, ebenso wie über die Gedichte, wenn sie mich nicht ansprachen, und einfach das Wesentliche mitnehmen. Rosenberg schildert viele Erlebnisse aus seiner langjährigen Praxis als Psychologe und Mediator und gibt dabei immer wieder zu, auch selbst des Öfteren an seinen Ansprüchen zu scheitern. Neben seinen eigenen Erfahrungen versammelt er im Literaturverzeichnis weitere einschlägige Fachliteratur. Ergänzt wird das Buch durch Adressen zertifizierter Gfk-Trainer*innen im deutschsprachigen Raum (wobei die mir vorliegende Ausgabe von 2013 ist und ich nicht weiss, welche davon noch aktuell sind).
Auf die drei Lobeshymnen zu Beginn hätte ich als Verlag möglicherweise verzichtet, ebenso auf die Sammlung an positiven Kommentaren zum Schluss.
Alles in allem jedoch eine zeitlos lohnenswerte Lektüre.
Übersetzt von Ingrid Holler.