Hatte das Glück “Rot” und den Vorgängerband “Grau” bei einer Leserunde zu gewinnen und muss sagen ich wurde nicht enttäuscht!
Nach der aussergewöhnlichen Lektüre des ersten Bandes, der mir mit seiner Abstrusität und sinnbefreiten Regeln sehr gefallen hat, war ich gespannt auf das zweite Buch.
“Rot” spielt etwa einen Monat nach “Grau” und knüpft direkt, an dessen Ende an. Die Welt der Chromatiker ist etwas gewöhnungsbedürftig, hat man aber Band eins gelesen, kommt man hier problemlos mit und begleitet Eddie und Jane bei ihrer Suche nach der Wahrheit hinter dem System.
Inhalt
Das Buch begleitet Eddie durch sein Leben in Ost Karmin, das geprägt wird durch Arbeiten für die Gemeinschaft, einer arrangierter Ehe und einer bevorstehenden Disziplinaranhörung wegen einer Mordanschuldigung. Die oberen Ränge der Gesellschaft sind nicht gerade dafür bekannt, offen und ehrlich zu sein und Korruption steht auf der Tagesordnung. Durch Zufälle und Neugierde beleuchten er und seine Freundin Jane immer mehr von dem, was hinter den Kulissen von Munsells Doktrin abgeht. Wissen ist Macht und ebendiese sollte nicht in den Händen der Bewohner sein, findet die Regierung nicht aber die beiden. So finden sie sich im Versuch, das System zu unterwandern und zu stürzen; oder sind sie doch nicht mehr als ein Tropfen auf einem heissen Stein?
Charaktere & Welt
Eine grosse emotionale Nähe habe ich nicht wirklich zu den Personen aufgebaut, was wohl auch mit ihrer relativen Emotionslosigkeit zu tun hat, aber nichtsdestotrotz mag ich die Protagonisten und die Konstellation mit den Nebenfiguren. Eddie, neu im Gebiet der Systemkritik und Jane die Pragmatische sind von Systemtreuen umgeben, werden von Wissbegierigen unterstützt und verlassen sich mal mehr mal weniger auf den Gauner des Dorfes. Spannend zu sehen wie sich alle irgendwie den Regeln fügen und doch jegliche Schlupflöcher aufspüren und diese für den eigenen Vorteil nutzen.
Ein Grossteil des Humors ist nicht bei den Charakteren selbst sondern in der Abstrusität der Welt zu finden und wie normal die Personen damit umgehen. Die Geschichte spielt in einer zukünftigen Version unserer Welt und es sind einige Relikte unserer Gesellschaft zu finden zwischen den heissbegehrten Löffeln und den schmackhaften Getränken aus Pfützenwasser.
Fazit
Der Schreibstil von Fforde hat mir persönlich sehr gefallen und das Buch lässt sich flüssig lesen mit gelegentlichen Schmunzlern. Die Welt ist sehr spannend und regt zum miträtseln an, wann und wo man sich befindet. Auch nach dem zweiten Buch ist noch nicht ganz klar was für eine Gesellschaft wir vor uns haben, doch die kleinen Schnipsel an Informationen geben genügend Stoff, um Theorien zu spinnen, die man überprüft haben möchte.
Es ist nicht das klassische Fantasybuch sondern wirkt mehr wie eine Dystopie, doch ist mit der skurrilen Art eine sehr angenehme Auflockerung für zwischendurch, die trotzdem Spannung bietet.
Ich gebe dem Buch 4 von 5 Löffeln plus einen Löffelstiel und freue mich sehr auf den dritten Band!