Lange war Herfried Münkler ein ziemlich einsamer Mahner, in der Wohlfühloase des Gutmenschentums die geopolitische Dimension nicht zu vergessen. Inzwischen sind viele aufgewacht und anerkennen, dass die Realität der Welt leider nicht so ist, wie man sich das gewünscht hatte.
Mit dem vorliegenden Buch zieht Münkler den ganz grossen Bogen und verdeutlicht, dass es eigentlich immer in der Geschichte der Menschheit Fragen der Geopolitik waren, welche die Welt in Atem hielt.
In beeindruckender Weise brilliert Münkler mit historischer Kompetenz, wobei ihm besonders Thukydites, Machiavelli und Clausewitz als Folie dienen (Kapitel 5). Aber auch das Denken Carl Schmitts wird bei Münkler nicht wie zu lange zu oft einfach ignoriert. Vor allem in Kapitel 3 setzt sich Münkler kritisch konstruktiv mit dessen Denken auseinander.
Nicht ganz so stark ist die Analyse - wie könnte es anders sein - wenn Münkler versucht Schlussfolgerungen für die Zukunft zu ziehen. Hier hat seine Argumentation Plausibilität, es bleibt aber der Verdacht, dass es auch ganz anders kommen könnte.
Alle, die nach der Wende 1989/90 geglaubt hatten, der Menschheit stehe eine immer homogener werdende Weltgesellschaft zuvor sollten unbedingt dieses Buch von Münkler lesen. Es hilft zu verstehen, warum das immer eine Illusion war und bleiben wird.