Rutger Bregman hat ein Händchen, Themen so aufzugreifen, dass sie kontrovers im Feuilleton diskutiert werden und trotzdem Leserinnen und Leser aller Alters- und Bildungschichten erreichen. In diesem Buch stellt er der Menschheit das Zeugnis aus, dass wir gar nicht so bös , egoistisch und selbstzentriert sind, wie uns das Medien, Psychologen und amerikanische Präsidenten gerne vorgaukeln. Er bestimmt uns zum “Homo-Puppy” , der von der Evolution her zum Mitgefühl entwickelt wurde. Das weckt Widerspruch in allen Leitmedien, die FAZ etwa urteilt, auch wenn sich das Buch “gut und flauschig anfühle”, gerade in Pandemie-Zeiten, so sei es doch “penetrant, naiv und selbstgewiss”. Fühlen sich die Medien angegriffen? Sicher! Da hat Bregman nämlich durchaus auch die Medien in ihrem Selbstverständnis getroffen, wie er an mehreren Beispielen darlegt, dass Storys oft nur auf die skandalöse Entrüstung ausgerichtet werden, man öfter von den Tätern statt den Helfern berichtet, den Ignoranten auf die Bühne hebe statt den unterstützenden Menschen am Rand des Geschehens nur schon zu erwähnen. Für mich war das Buch ein eindrucksvolles Plädoyer an das Gute im Menschen zu glauben, und die Beispiele, die er bringt mit Verbesserungsvorschlägen für Schule, Spielplätze und Strafvollzug Ansätze, die so einleuchtend sind, dass sie kaum von der Politik aufgenommen werden. Alles in allem ein extrem anregendes, süffig zu lesendes und wichtiges Buch, das mich motiviert hat, die Menschheit flauschiger zu denken, kann ja nicht schaden.