Ich hatte komplett andere Erwartungen an das Buch. Das macht es nicht automatisch schlechter, einfach anders und weniger meinem Geschmack entsprechend.
Ich habe das Buch als Biographie empfunden, obwohl die Autorin sich entschieden gegen die Einordnung in dieses Genre ausspricht.
Ich bin beim Hören immer wieder abgeschweift, weil er mir ziemlich repetitiv vorkam. Bei manchen Inhalten würde ich mitgehen, anderen würde ich vehement widersprechen. Manches habe ich selbst erlebt, manches war mir völlig fremd. Wie es eben so ist, wenn man zwei Leben miteinander vergleicht.
Viele Grundgedanken der Autorin haben mir neue Perspektiven geboten, und mir ermöglicht, über Dinge neu und anders nachzudenken. Sie vielleicht sogar als problematischer anzusehen als vor der Lektüre. Mich dafür einzusetzen, entsprechende Dinge im kleinen, in meinem Umfeld, zu verändern.
Was mir gefehlt hat, war die wissenschaftliche Unterlegung ihrer Aussagen. Ich hatte mir Quellen vorgestellt, welche etwas be- oder widerlegten. Das Buch war jedoch eine Erzählung des Lebens der Autorin, die ihren Lebenslauf als “Beweis” dafür verwendet hat, dass das System für alle Frauen dies und jenes bedeutet. Das fand ich schade, weil es so viele Graustufen gibt.
Natürlich ist das System Frauen gegenüber ungerecht und natürlich gibt es dafür keine Entschuldigung oder Rechtfertigung. Natürlich ist es wünschenswert, dagegen anzukämpfen. Ich plädiere aber für ein Miteinander und nicht ein Gegeneinander. Feminismus muss nicht für alle genau gleich aussehen, und nicht jeder Mann ist der Feind, einfach nur weil er ein Mann ist - leider hat mir diese Differenzierung bei der Autorin gefehlt.