Nach der Lektüre von David Hunter-Romanen desselben Autors war ich gespannt auf den Spiegel Bestseller mit dem neuen (Serien-)Helden Jonah Colley, Mitglied einer bewaffneten Spezialeinheit. Vielleicht habe ich zu viele amerikanische Thriller gelesen, aber unbewaffnet, ausgerechnet um Mitternacht, alleine und ohne Verstärkung in eine sehr einsame, verlotterte Gegend zu fahren, grenzt eigentlich fast schon an Selbstmord, oder Dummheit.
Nachdem er knapp dem Tod entronnen ist, die Gegend war wie erwartet sehr gefährlich, dafür nun aber mit einem ziemlich lädierten und operierten Knie, kämpft Jonah heldenhaft - immer noch unbewaffnet, ausser mit zwei Krücken - gegen seine Gegner an. Einer davon ist Detective Fletcher, ein Polizist mit schlecht sitzender Kleidung, hager, mit einem tränenden Auge und vielen Vorurteilen, aber letztlich bescheidenem logischen Denken. So richtig eine Karikatur eines fiesen, unsympathischen Gegenspielers aus den eigenen Reihen.
Während am Anfang noch eine Zeitachse erkennbar ist, fehlt diese im Verlauf des Romans. Jeder, der einmal eine Beinoperation hinter sich hatte, weiss um die wochenlange und schmerzhafte Genesungsphase, und wie anstrengend es ist, selbst kurze Strecken mit Krücken zu gehen, geschweige denn Treppenhäuser hinauf und hinunter. Wie Jonah dies alles wegsteckt, er fällt mehrfach selbst um oder andere fallen dummerweise über sein Knie, ist bewundernswert, aber nicht besonders realitätsnah. Insgesamt eine Lektüre, bei der man schnell durch ist und die leider einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt. Dass das Verschwinden seines Sohnes am Ende des Buches ungeklärt bleibt, lässt auf einen Folgeband schliessen. Ich werde mich aber doch lieber wieder der David Hunter-Serie zuwenden.