Vom Titel her erwartete ich eine Art ‘Roman-Biografie’ zu Hildergard von Bingen - das war gefehlt, auch wenn selbige eine wichtige - aber eben sehr verkürzte - Rolle spielte.
Hauptprotagonistin scheint mir Theresa von Ortenburg zu sein. Als Kind mit der Mutter und dem jüngeren Bruder auf der Flucht au dem Ruppertsberg gelandet, der Vater im Kreuzzug gefallen, verliert sie auch die Mutter. Der Bruder wird weggegeben, sie bleibt vorerst unter den Fittichen der Nonnen, lernt das Kräuterhandwerk, mit der Zeit auch das Schreiben. Wird vertrieben, kommt zu Eva, die sie in die Kunst der Wehmütter einführt, auch dort ist nicht des Bleibens. Eine weitere Vertreibung bringt sie eine Station weiter - doch ihr eigentliches Schicksal ist Willem, den sie, noch auf der Flucht mit Mutter und Bruder, kennen lernte. Ihm ist sie komplett ‘verfallen’, dass er der ‘Kirche der Liebe’ (Gute Christen / Katharer) angehört, bringt Leid und Weh - und weitere Vertreibungen mit sich. - Ein Auf und Ab von Bleiben und Verjagtwerden - und das als Liebesgeschichte wie eine Achterbahnfahrt geschrieben. Denn Willem ist seinem Onkel Adrian van Gent nicht nur ergeben, sondern letztendlich hörig - und das in einer Weise, dass er jeweils nur halbherzig vom Diakon und Leiter der Guten Christen wegkommt und auch Theresa ihn nicht retten kann.
In diesem Setting hat auch Hildegard immer wieder ihren Auftritt, wobei es da hauptsächlich um ihren Kampf um die Unabhängigkeit vom Männerkloster auf dem Disibodenberg geht und die Herausgabe der Mitgiften ihrer Nonnen, worauf sie angewiesen wäre. Zudem kommt auch immer mehr ihr Kampf gegen Misstände in der Kirche und vor allem gegen die Ketzer aufs Tapet, ab und zu Passagen aus ihrem grossen Werk, sei’s Briefe oder Bücher.
Nachdem Theresas Bruder Gero nur sporadisch auf ‘der Roman-Bühne’ war, kommt auch er gegen Ende immer mehr zum Zug, Riebe lässt die verschiedenen Personen-Stränge immer mehr zusammen laufen.
Leider ist der historische Gehalt etwa so dürftig wie die Rosinen in einem üppigen Kuchen…! Die meisten Personen sind erfunden, vieles ist Fantasie, wie Riebe am Ende des Buches selbst gesteht. Vor allem der Aufstand in Köln ist so nicht geschehen - zumal nicht mit dem Auslöser einer Hildegardschen Predigt.
Was im Text auch Mühe macht, sind die vielen Abbrüche. Da spitzt Riebe eine Szene zu, lässt sie wieder fallen und wenn sie den Faden wieder aufnimmt, ist alles bereits passé und im gewohnten Gang, es kommt dann ein kleiner Rückblick auf das, was gegangen war. Anderes ist dann plötzlich nicht mehr von Bedeutung, das zuvor mächtig in die Wagschale geworfen wurde. Das finde ich unbefriedigend.
Der Prolog steht verloren am Anfang - der Epilog bringt dann die Deutung, gibt dem Ganzen aber einen Touch von ‘Märchen’…
Anschaulich, temporeich erzählt - und doch ungenügend….