Laure Wyss hat eine ausgesprochen interessante Lebensgeschichte, einen starken Willen und mit der Autorin Barbara Kopp eine hervorragende Biographin.
Barbara Kopp erzählt die Biographie dieser ebenso leidenschaftlichen wie unangepassten und intelligenten Frau in einer flüssig und gut lesbaren Art. Sehr detailreich und gut recherchiert.
Laure Wyss, geboren 1912, wächst als Tochter in einem angesehenen Elternhaus auf und ist darauf aus, möglichst rasch von zu Hause fortgehen und unabhängig von den Eltern zu sein. Sie studiert, lernt einen Mann von deutscher Nationalität kennen, lieben. Die beiden heiraten und werden später wieder geschieden. Es ist die Zeit, als der Nationalsozialismus aufkommt.
Lor wird schwanger, gewollt. Der Vater ist ein verheirateter Mann von hohem Ansehen. Lor zieht ihren Sohn allein gross, in einer Zeit, in der alleinerziehende Mütter sowohl sozial schlecht angesehen, als auch rechtlich benachteiligtsind.
Sie arbeitet im Medienbusiness, schreibt Frauenbeilagen. Von Beginn weg geht sie nicht den konventionellen Weg, sondern will aufwecken, informieren und Frauen motivieren, sich für ihre Rechte einzusetzen. Sie setzt sich für das Frauenstimmrecht ein, dafür, dass Frauen auch einer Lohnarbeit ausser Haus nachgehen dürfen, ohne für alles die Unterschrift ihrer Männer zu benötigen.
Es ist eine eindrückliche Frau, die eine grosse Bedeutung hatte in der Schweizerischen Medienlandschaft. So schrieb sie für den Tagi und konnte auch eine Fernsehsendung gestalten.
Barbara Kopp gelingt es, ein nicht einfaches und reiches Leben sehr nahvollziehbar zu schildern. Die Kämpfe, die Erfolge und auch die Beziehung zu ihrem Sohn und zu ihrem Geliebten in eine interessante Biographie zu packen. Viele Quellen nennt sie im Lauf der Biographie. Sie liefert nicht bloss eine Quellenübersicht, sondern sie schreibt davon, wie Lor auf Notizzetteln, auf Rezeptkarteikarten, auf gebrauchten Kalenderblättern Notizen schreibt. Natürlich stehen auch Briefe und Artikel zur Verfügung.
Eine Biographie, die ich aufgrund der beschriebenen Person, der Relevanz zur Zeitgeschichte und aus literarischer Sicht nur empfehlen kann.