Wie wird die Welt, in der wir leben, in einigen Jahren aussehen? Naomi Aldermans Buch “The Future” nimmt uns mit auf eine Reise in eine nicht allzu ferne Zukunft, in der drei Tech-Konzerne unter der Leitung skrupelloser, egoistischer Narzissten die Gesellschaft massgeblich prägen. Einige Akteur:innen dieses Systems sind jedoch nicht mehr bereit, dies hinzunehmen. Sie schliessen sich zusammen und fassen einen Plan…
Alderman analysiert die Welt, in der wir aktuell leben, setzt sie in einen historisch-religiösen Kontext und entwirft eine erschreckend realistische Zukunftsvision. Dabei fordert sie ihre Leserschaft, vor allem zu Beginn des Romans, mit häufigen Wechseln der Erzählperspektive und -zeit heraus. Rückblenden und Bibel-Passagen, welche in Online-Foren diskutiert werden, machen das Buch extrem vielschichtig, abwechslungsreich und dadurch reizvoll. Wer sich darauf einlassen mag, findet viele grosse Fragen in der Erzählung angelegt, wie beispielsweise der Frage nach der Natur des Menschen und den Grundlagen eines gelungenen Zusammenlebens, aber auch nach Macht, Verantwortung und Kontrolle einzelner Individuen - und ganz zentral die Frage danach, ob wir das Ruder noch herumreissen können und welche Opfer wir dafür bereit sind zu erbringen. Leichte Lektüre geht anders!
Alderman erweist sich erneut als begnadete Erzählerin und legt ein beklemmend realistisches Buch vor, welches aufrüttelt und zum Nachdenken anregt. Nur der allzu vorhersehbare Schluss enttäuscht nach einem grossartigen Lesevergnügen.